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Saikontan/Caigentan: Weisheiten eines Vegetariers (III)

Stolz und Arroganz sind das Ergebnis von vorgetäuschtem oder künstlichem Mut. Der gerechte Geist kann nur frei walten, wenn dieser falsche Mut unterworfen wird. Leidenschaften und Begierden oder das beliebige Unterscheiden der Dinge sind nichts als Täuschung. Ist der Geist frei davon, manifestiert die Seele ihre wahre Natur.

Nutze dein Leben, um anderen großzügig Wohltaten zuteil werden zu lassen; so entsteht kein Gerede unter ihnen. Nach deinem Tod sollte dein Verdienst dann dafür sorgen, dass die dir verbundenen Menschen keinerlei Mangel leiden.


Ist der Appetit gestillt, macht man sich nicht mehr viel aus Nahrung. Hat man sich lustvoll ausgetobt, verliert man den Unterschied der Geschlechter aus dem Blick. Wenn ein Mensch also das Bedauern, das auf solche Narrheiten folgt, vorhersieht und seine aufsteigenden Leidenschaften zügelt, wird er sich beruhigen und anständig und vernünftig benehmen.

Hochrangige Personen sollten Geschmack an den Bergen und Wäldern finden. Wer andererseits Bäume und Quellen als ständige Begleiter hat, sollte sich für öffentliche Angelegenheiten interessieren, als wäre er ein Mitglied der Regierung.


Es ist nicht nötig, dass jeder Mensch dem Volk einen besonderen Dienst erweist; ein tadelloses Benehmen zu zeigen ist bemerkenswert genug. Tut man einem anderen einen Gefallen, sollte dieser sich nicht zur Dankbarkeit gedrängt fühlen; frei von Vorsatz zu sein, ist an sich schon eine Tugend.


Vorsichtig und wachsam zu sein ist eine Tugend, doch wenn man es damit übertreibt, kann sie die natürliche Veranlagung eindämmen und die Freude des Herzens behindern. Gleichgültigkeit gegenüber Gewinn und Ansehen ist edel, doch das Fehlen jeglichen Ehrgeizes bringt der Menschheit nichts Gutes.


Eine wohlhabende Familie sollte liberal und großzügig sein, doch häufig gerät sie kaltherzig und kleinlich. Es ist wie bei einem, der reich ist, aber ein bescheidenes Leben führt. Wie könnte er irdische Segnungen genießen? Ein verständiger Mensch sollte danach streben, seine Talente vor der Öffentlichkeit zu verbergen, statt-dessen gibt er gerne mit seinen Geschenken und Errungenschaften an. Dies ist ein Beispiel für einen Menschen, der Talent hat, aber den Narren spielt. Wie könnte er dem Scheitern entgehen?


Ein Mensch von bescheidener Stellung weiß am besten, wie gefährlich es ist, aufzusteigen. Ein Mensch, der in Dunkelheit lebte, weiß am besten, wie überwältigend es ist, von der Dunkelheit ins Licht zu treten. Ein Mensch, der ruhte, weiß am besten, wie mühselig es ist, aktiv zu sein. Ein Mensch, der schwieg, weiß am besten, wie geräuschvoll es ist, zu reden.


Nur wenn man sich von dem Streben nach Verehrung und Reichtum frei macht, kann man sich über das Vulgäre erheben. Nur wenn man das bewusste Streben nach Tugend, Güte und Gerechtigkeit aufgibt, kann man darauf hoffen, den Rang der Weisen zu erlangen.

Gewinnstreben ist nicht schädlich genug, um das Herz völlig zu verderben; eine vorgefasste Meinung aber wird zum Geschwür des Geistes. Die Liebe zu Musik und Schönheit ist nicht schädlich genug, einen Menschen zu verderben; geringe Weisheit oder Urteilsfähigkeit aber sind ein Hindernis beim Verfeinern der Tugend.


Der menschliche Geist ist launisch und unbeständig, der Weg des Lebens alles andere als eben. Wird eine Reise beschwerlich, sollte der Reisende darum wissen, wann er einen Schritt zurück treten sollte, um einen anderen vorzulassen. Ist es nicht mehr so schwierig und gelangt man ans Ende des Weges, sollte man einen Teil seines Erfolges der Unterstützung von Gefährten zukommen lassen.


Es ist leicht, mit gewöhnlichen Menschen streng umzugehen, aber es ist schwer, sie nicht zu hassen. Es ist leicht, überlegene Menschen zu verehren, aber schwer, sie zwar respektvoll, aber ohne Verherrlichung zu behandeln.

Sei einfach und unbefangen statt gerissen und klug. Ehre das rechtschaffene Herz in deiner Brust und gib es Himmel und Erde zurück, wenn dein Rennen vorbei ist. Wende dich ab von Pomp und Luxus und gib dich mit einem schlichten Leben zufrieden. Sieh zu, einen anständigen und bleibenden Namen zu hinterlassen.


Unterwirf den Feind, der in deiner Brust lauert, ehe du böse Geister zu besiegen trachtest. Ist der Feind in deiner Brust erst bezwungen, werden sich die bösen Geister ergeben und deinen Worten lauschen. Zügle deine Leidenschaften, ehe du dich äußeren Verlockungen stellst. Sind deine Leidenschaften unter Kontrolle, haben äußere Verlockungen keine Chance mehr, dich anzugreifen.


Deine Schüler unterweise, wie es ein Mann mit seinen Töchtern im heiratsfähigen Alter täte: Strenge Wachsamkeit sollte bei ihrem Ausgang und Eintreten bestehen, damit sie nicht in schlechte Gesellschaft geraten. Würde man dies zulassen, würde ihr Geist wie ein gepflegtes Feld, auf dem man die Samen schädlicher Pflanzen gesät hätte – ihre geistige Erde wäre so verdorben, dass es ihr ganzes Leben lang unmöglich würde, darin gutes Getreide zu kultivieren.


Gebe dich nicht sinnlichen Vergnügen hin, weil sie leicht zu haben sind. Tust du es doch, werden sie dich in den bodenlosen Abgrund der Verderbtheit stürzen. Erschauere aber nicht bei intellektuellen Anstrengungen, so schwer sie auch sein mögen. Weichst du dabei nur ein paar Zentimeter zurück, werden sich tausend Berge zwischen dich und dein Ziel schieben.


Ein umsichtiger Mensch kümmert sich nicht nur um sich selbst, sondern zollt auch dem Wohlergehen anderer Aufmerksamkeit. Er bedenkt alle Einzelheiten. Ein sorgloser Mensch hingegen ist gleichgültig gegenüber seinem eigenen Wohlergehen und dem seiner Gefährten. Er interessiert sich nur wenig für die Dinge. Ein überlegener Mensch sollte darum weder zu wählerisch noch zu gleichgültig bei irdischen Angelegenheiten sein.

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