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Ankô Itosu: Die zehn Karate-Regeln

                                                                 

Quelle: Uchina/Okinawa Times 28.02.06, Wikipedia

Karate entstand nicht aus Buddhismus oder Konfuzianismus. Die Shôrin- und Shôrei-Schule (mit Schwerpunkten auf schnellen, behenden Bewegungen bzw. Stärke und Härte) wurden aus Okinawa nach China gebracht. Ich werde ihre Stärken im Folgenden herausstellen.

I

Karate wird für bessere Gesundheit praktiziert. Es kann jederzeit benutzt werden, um Land und Familie zu schützen, selbst wenn dies bedeutete, das eigene Leben aufzugeben. Karate ist nicht als Angriff auf einen Einzelnen gedacht, sondern als letztes Mittel, wenn man etwa einem Dieb oder Rohling gegenübersteht. Man leistet einen Eid, die eigenen Hände und Füße ansonsten nicht zum Verletzen eines anderen einzusetzen.

II

Hauptziel ist, die Muskeln hart wie Stein und die Knochen hart wie Eisen zu machen. Die Hände sollten wie Speere werden und die Beine wie Hellebarden. Würden Kinder in der Grundschule mit dem Training des Karate beginnen, würden Tapferkeit und Kampfgeist sich ganz natürlich in ihnen entwickeln. Schon Napoleon sagte: „Die Schlacht von Waterloo wurde auf den Spielplätzen unserer Schulen gewonnen.“

III

Es ist schwierig, Karate schnell zu meistern. Man spricht ja auch von einen langsam gehenden Bullen, der am Ende tausend Meilen weit kommt. Wenn man ein bis zwei Stunden täglich dem Training widmet, wird man nach drei oder vier Jahren ein Verständnis des Karate entwickelt haben und bemerken, dass sich der eigene Körper von dem der anderen unterscheidet. Viele haben so praktiziert und die inneren Mysterien des Karate entdeckt.

IV

Da Hände und Füße so wichtig im Karate sind, sollst du ausgiebig mit dem Schlagkissen (makiwara) üben. Lass die Schultern fallen, dehne deine Lungen aus und konzentriere deine Kraft. Deine Füße sollten fest stehen und alle Spannung im tanden liegen, der Stelle unterhalb deines Bauchnabels. Idealerweise solltest du ein- bis zweihundert Mal mit jeder Hand zuschlagen.

V

Der angemessene Stand ist: Rücken gerade, Schultern gesenkt. Fest verwurzelt stehend, die Energie im tanden, sollten die Muskeln im Ober- und Unterkörper gefestigt sein und gegeneinander ziehen.

VI

Es ist richtig, bestimmte Bewegungsabfolgen (kata) viele Male zu wiederholen. Doch wenn man sich dabei nicht konzentriert, wird man nicht vorankommen. Die Technik sollte zu einem Teil des Körpers werden. Dazu sollte die Bedeutung jeder Bewegung innerhalb einer kata verstanden werden: Wann ist eine Technik anzuwenden, auf welche soll hauptsächlich geachtet werden? Innerhalb einer kata gibt es Schläge (ire), Blocks (uke), Entwindungstechniken (hazushi) und Hebelgriffe (torite). Meist werden sie nur mündlich vom Lehrer an den Schüler vermittelt.

VII

Bei Karatetechniken ist bedeutsam, ob das Ziel das Training des Körpers oder die Anwendung der Technik ist.

VIII

Beim Training stelle dir vor, du zögest auf ein Schlachtfeld. Deine Augen sollten intensiv starren, deine Schultern gesenkt und dein Körper angespannt sein, mit einem Wort: kampfbereit. Blocken und Schlagen sollen realistisch geübt werden. Deine Schläge müssen intensiv und mit voller Überzeugung ausgeführt werden. So werden sich auch deine kata zu einem hohen Niveau entwickeln.

IX

Übertreibe es nicht. Wenn du zu viel Anstrengung hineinlegst, wird dein Gesicht rot und deine Augen werden blutunterlaufen. So etwas würde deinem Körper schaden.

X

Es ist bekannt, dass Karate-Übende lange leben. Karate stärkt Muskeln, Knochen, das Verdauungssystem und die Blutzirkulation. Die Vorzüge von Karate sollten deshalb mit anderen geteilt werden und als Grundlage körperlicher Gesundheit dienen. Am besten sollte Karate von qualifizierten Lehrern schon in der Grundschule unterrichtet werden. Wer es beherrscht, könnte später selbst gegen zehn Gegner siegen.

Ankô Itosu (1831-1915)

 

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