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Weitere interessante Zitate aus meiner Lektüre

[Auf Anregung von Souta in einem Kommentar zu meinem YouTube-Kanal stelle ich hier einige bedenkenswerte Zitate aus meiner Lektüre zusammen (am 01.04. nächsten Jahres folgen Zitate aus der Zen-Tradition).]
 
"Schizophrenie! Niemand denkt sich mehr, wie wunderbar es ist, dass die ganze Welt krank ist. Man hat keinen Vergleichspunkt, keinen Gesundheitsmaßstab mehr. Gott könnte auch der Typhus sein. Nichts Absolutes mehr. Nur Lichtjahre verzögerten Fortschritts. Wenn ich an all die Jahrhunderte denke, in denen Europa sich mit dem schwarzen Tod herumgeschlagen hat, begreife ich, wie herrlich das Leben sein kann, wenn wir nur an der richtigen Stelle gebissen werden. Tanz und Fieber inmitten des Verderbens! (...)
Ich bin kein Zerstäubungsapparat, aus dem ihr ein dünnes Hoffnungsstrählchen herausdrücken könnt. (...)
Wie kann man lachen nach all dem Jammer, mit dem uns die teiggesichtigen, hohlwangigen, traurigen, schmerzlich dreinblickenden, feierlichen, ernsten, seraphischen Geister vergiftet haben?" 
 
(Henry Miller: Schwarzer Frühling. Rowohlt 2009)
 
"Gefährlich leben, wie Nietzsche es ausdrückt, heißt, nackt und ohne Scham leben. Es heißt, unser Vertrauen auf die Lebenskraft setzen und aufhören uns herumzuschlagen mit einem Phantom, genannt Tod, mit dem Phantom Krankheit, dem Phantom Sünde, dem Phantom Furcht und so fort. Die Phantomwelt! Das ist die Welt , die wir uns geschaffen haben."
 
(Henry Miller: Nexus. Hamburg 1970)
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"Er hat auch immer Journalisten entlarvt, die sich hier eingeschlichen hatten und benahmen, als seien sie Wallraff und ich Abs. Leider ist es ja nicht möglich, die Wirklichkeit mit den entstellenden Berichten zu vergleichen. Es ist schon erstaunlich, was da so fabriziert wird an Lügen." 
 
(Walter Kempowski: Sirius. München 1990)
 
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"Und nachher wollten sie immer bei ihm bleiben. Nicht so sehr des Geldes wegen als aus vielen anderen Gründen, die nicht so leicht zu durchschauen waren. Es bedurfte dann einer ziemlichen Phantasieanstrengung, um sie ohne allzuviel Härte loszuwerden. Es kam soweit, dass sie sogar uneigennützig wurden und damit alle Vorurteile über den Haufen warfen. Vielleicht war My-Diem auch so. Man brauchte Zeit, um diese Frauen zu erobern. Viel Zeit. Und das Wort 'Eroberung' passte hier genau. Denn es gibt in Asien keine Liebe auf den ersten Blick. Dort unterstehen die Beziehungen zwischen Mann und Frau noch der alten, atavististischen Form. So sehr, dass die Frau, mit der man lebte, einen gewöhnlich erst dann zu lieben begann, wenn man ihrer bereits überdrüssig wurde. Sollte man das übrigens Liebe nennen? Es war etwas zugleich viel Einfacheres und doch auch Komplizierteres."
 
(Jean Hougron: Das Mädchen von Saigon. Wien 1967.)
 
"Sie gehörte zu den seltenenen Frauen, die den Mann seit aller Ewigkeit kennen und durch ihn und für ihn, aber auch gegen ihn leben. Solche Frauen braucht man so nötig wie jene Feinde, die das Beste aus einem herausholen und die man wie Freunde liebt, weil man ihnen die Erkenntnis des eigenen Wertes verdankt ..." (dito)

 

 (Auswahl an PCR-Selbsttests, Okt.2021, Pattaya)

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"Impotenz und Scheitern sind Luxus. Das können sich die meisten Menschen nicht leisten."

"Die Phantasien eines anderen sind ein Witz, eine Komödie."

(Lynne Tillman: Die Mieterin. Frankfurt 1998)

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"... und obgleich wir keine Bücher lesen, so erkennen wir doch die Wahrheit an ihrem Duft: sie riecht ja so kräftig, die Wahrheit, und stets in gleicher Weise - nach dem Schweiß der Arbeit."

 (Maxim Gorki: Streik in Neapel. München 1962)

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"Mein Examen habe ich auf der Universität des Vergessens gemacht und habe genauso leere Hände wie das Hemd auf der Wäscheleine."

(Tomas Tranströmer: Sämtliche Gedichte. München 1997)

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"Ich habe einen Pakt mit der Prostitution geschlossen, um Zwietracht in den Familien zu säen."

(Lautréamont: Die Gesänge des Maldoror. Reinbek 1996)

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"Friedrich Nietzsche hat, wie immer, eine originellere Betrachtungsweise. Das Denken, sagt er, braucht kein Subjekt. Das Erlebnis eines Ichs, eines Etwas, das denkt, kommt später. Erst wird gedacht, dann erfindet dieses ganz unpersönliche Denken ein denkendes Subjekt, das im Grunde eine Fiktion ist."

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"Die Wahrheit ist, dass die Denker selten leben, wie sie lehren. Jefferson hielt sich Sklaven."

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"Dabei sollte man allzu weitgehende Schlussfolgerungen zwischen Tierischem und Menschlichem allerdings vermeiden. Das Weibchen der gelben Dungfliege hat beispielsweise eine große Anzahl von Samenbeuteln, in denen sie Spermien von verschiedenen männlichen Partnern verwahrt, und sie lässt unterschiedliche Sorten durch, je nachdem, in welcher Umgebung und unter welchen Temperaturen sie ihre Eier legen will."

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"Der kluge, alternde Schriftsteller schreibt kleine, scharfe Romane."

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[Erfundene Wörter]
Ekterophil von Ekterophilie (sexuelle Abweichung, die sich in leidenschaftlicher Verliebtheit in außerirdische Wesen äußert)
Exoparaplektomanisch (abnormer Seelenzustand bei einer außerirdischen Intelligenz, die sich in übertriebener Heiterkeit äußert)

(Lars Gustafsson, Agmeta Blomqvist: Alles, was man braucht. Hanser 2010)

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Daidamushi, daidamushi, tsuno chitto dashare!
Ame kaze fuku kara tsuno chitto dashare!


Schnecke, Schnecke, komm heraus
und strecke deine Hörner aus.
Es regnet, der Wind bläst,
darum streck deine Fühler ein wenig aus.

Chô-chô, chô-chô, na no ha ni tomare;
Na no ha ga iyenara, te ni tomare.


Schmetterling, Schmetterling,
laß dich auf das Rapsblatt nieder.
Aber magst du das Rapsblatt nicht,
dann laß dich bitte auf meiner Hand nieder.

"Tété" ist das Kinderlallen für "Vater" und "kaka" für Mutter; poppô bedeutet in der Kindersprache "Brust".

(Lafcadio Hearn: In einem japanischen Garten. Manesse 1990)

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"I say this to you: the poet must be a prophet, must turn himself into a prophet. He turns himself into a prophet through a long, systematic confusion of all his senses. All forms of love, suffering and madness; he ransacks himself, he ingests all poisons until only meaning remains."  (Rimbaud)

"All change springs from Eros, and love is revolution's true aim." (wohl nach Plato)

"The monastery is on a plateau, right on the edge of the mountain, enclosed by a stone wall; it must have been fortified and therefore threatened, the monks were soldiers too." (in Griechenland)

(Tomas Espedal: Tramp. Seagull Books 2010)

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"The good thing about men is being under them, subordinated; it gives you a sense of where you belong - biologically and for always. But to be under - and with freedom - only a hell of a good man could give you that. Most of them hate you to think. You have to be over you in all the wrong ways."

(Marian Engel: Sarah Bastard's Notebook. Paperjacks 1974)

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"Fiction is truth told by liars.
Fiction is lies told by experts. (...)
Fiction is truth disguised as lies."

"Do not let anyone - any organization - any political party, religion or corporation tell you who you are."
 
(Timothy Findley: Journeyman. Harper Canada 2003)

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"In dieser von ihm für angemessen erachteten inneren Verfassung traf Warren eines Tages an der Endstation ein, in Kioto, der sonderbaren Stadt, deren wichtigster Gewerbezweig die Meditation war."

"(...) wenn alles jetzt ist und Geist Materie, ist dann nicht alles gültig, ist Meditieren nicht sowohl die Substanz als auch die Tätigkeit des Geistes?"

"(...) er schrie und knurrte und trällerte im japanischen Singsang, Warren und die Übrigen lagen auf den Knien. Aber jedermann nahm es als Material, das bedacht und ausgearbeitet werden musste, es war lediglich ein pädagogischer Stil, und nur jemand, der töricht genug war, Emotionen ernst zu nehmen, würde über die heiteren Possen des vergegenwärtigten Buddhageistes eines so großen Meisters entsetzt sein, sie als Bedrohung empfinden oder ihretwegen in Zorn geraten. Warren erreichte schließlich das einleitende Kindergarten-stadium, seinen eigenen Koan zu bekommen, eine paradoxe Frage, um den leeren Geist der Meditation zu formen. Jeder Anbeter erhielt seinen eigenen Koan, den er streicheln und hochschätzen musste wie eine Hasenpfote, eine nicht zu beantwortende Frage, die ihn Monat um Monat, vielleicht Jahr um Jahr quälen sollte, bis die Erleuchtung ihn überkam und er sie beantworten konnte, wenn der Meister sie ihm zum hundertmillionsten Mal stellte."

"Penfield-san, sagte der Meister, wenn dies eine Religion für Krieger ist, was tust du dann hier?"

"Vielleicht gab es in dieser Welt moralische Prozesse, die das für sie verantwortliche Individuum transzendierten und jedermann zu ruinieren drohten. War es das? Wurde ich als Aussätziger gesehen, der sie zu verunreinigen drohte?"

(E. L. Doctorow: Sterntaucher. Rowohlt 1982)

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"Der Fromme stattet den angebeteten Gegenstand mit Macht aus, mit wirklicher, nicht nur mit eingebildeter Macht, das ist der Sinn des ontologischen Gottesbeweises, eine der zweideutigsten Ideen, die je von klugen Männern ausgedacht worden sind. Aber diese Macht ist etwas Furchtbares. Unser Gott ist ein Erzeugnis unserer Begierden und Bindungen. Und wenn eine Bindung abgeworfen wird, kommt eine andere - gewissermaßen als Trost. Wir geben ein Vergnügen niemals ganz auf, wir tauschen es nur gegen ein anderes ein. Alle Spiritualität tendiert dahin, zu Magie zu degenerieren, und der Anwendung von Magie folgt eine automatische Nemesis, selbst wenn der Geist sich von gröberen Gewohnheiten befreit hat. Weiße Magie ist schwarze Magie. Und eine nicht ganz vollkommene Einmischung in die spirituelle Welt kann - für andere Menschen - Ungeheuer hervorbringen. Dämonen, die zum Guten gerufen wurden, bleiben und richten später Unheil an. Die letzte Vollendung ist die absolute Aufgabe der Magie, das Ende also von dem, was du Aberglauben nennst. Aber wie kann das geschehen? Das Gute verzichtet auf Macht und wirkt im negativen Sinn auf die Welt. Die Guten sind unvorstellbar."

(Iris Murdoch: Das Meer, das Meer. claassen 1981)

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Mushoku, Mushou, Musei

"Die Silbe mu verneint Farbe, Geruch und Stimme der drei Begriffe. Mushoku bedeutet für einen Ninja, in den Augen anderer nicht bemerkt zu werden. Mushou ist das erfolgreiche Beseitigen jedes Eigengeruchs. Musei bedeuet, geräuschlos atmen und gehen zu können. Ursprünglich wurden solche Fähigkeiten auch in anderen Kampfkünsten gelehrt und waren unter Jägern und Fischern gefragt." (Gingetsu Itoh)

 

 

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