„Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zur Tagesschau. An der EU-Außengrenze zur Türkei ist es erneut zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bernd Müller berichtet.“
„Hinter den drei Meter hohen Elektrozäunen, die stärkere Stromschläge verteilen als einst die Sicherheitsanlagen in Auschwitz, liegen tote und schwer verletzte Menschen mit Verbrennungen. Verzweifelt haben sie versucht, auf die andere Seite zu kommen. Türkische Ersthelfer bringen sie in nahe gelegene Krankenhäuser oder in eine tiefe Grube, die hier als Massengrab zur Endstation vieler Syrer und Afghanen wird. Seit keine EU-Hilfen mehr an die Türkei fließen und ein Bürgerkrieg zur Absetzung des ehemaligen Autokraten Erdogan führte, sind die Zustände in den Flüchtlingslagern katastrophal. Die Menschen verhungern und sterben an den unterschiedlichsten Krankheiten. Und es gibt zu wenige Türken, die in der Lage sind, ihnen zu helfen. Alle sind um ihre eigene Sicherheit und Zukunft besorgt.“
Die Kamera schwenkt zur anderen Seite des Zaunes, von dort hört man einen ausgemergelten vollbärtigen Mann auf Arabisch rufen. Es wird untertitelt: „Sie haben unser Land besetzt, sie haben Assad getötet, aber dann sind sie mit uns davongerannt vor den Fundamentalisten. Sie haben das große Chaos über unser Land gebracht, und jetzt lassen sie uns im Stich.“ Die Kamera schwenkt weiter zu einem Kind in löchriger Kleidung mit tränenverschmierten Gesicht.
Der Reporter aus dem off: „Dieses Kind, so erfahren wir, hat gestern seine Mutter an die Cholera verloren. Es steht seit zwei Stunden wie angewurzelt an der gleichen Stelle und blickt auf den Grenzzaun. Dann sagt es, so laut es kann und doch so leise, dass es nur unser Dolmetscher mit viel Anstrengung verstehen kann, das immer gleiche Wort: Sharawi. Das Kind frag nach einem Kaugummi.“
Kamera wieder auf dem Reporter: „Die nach ihrer Annexion Syriens aus der NATO ausgeschlossene Türkei ist isoliert und findet keine Verbündeten mehr. Aus dem Osten drängen die vom wieder erstarktem Islamischen Staat bedrängten Kurden in die Türkei vor und verkündeten gestern, in den eroberten Gebieten einen eigenen Staat ausrufen und zum Bollwerk gegen fundamentalistischen Terror machen zu wollen. Auch die Kurden fühlen sich von der Weltgemeinschaft im Stich gelassen.“
Wieder der Reporter: „Dieser Wunsch ist nur eine der vielen Illusionen, mit denen sich die Menschen der Region zum Weitermachen motivieren.“
Zurück im Studio, der Tagesschau-Sprecher: „Soeben erreicht uns diese Nachricht: In Dänemark sind etwa 500 Migranten auf der Insel Lindholm dem neuen Corona-Virus COVID-25 zum Opfer gefallen, das bis jetzt nur in Dänemark aufgetreten ist und noch keine Todesopfer gefordert hatte. Die dänische Regierung hat seit 2018 straffällig gewordene Migranten auf eine ursprünglich unbewohnte Insel deportiert, die zuvor medizinischen Experimenten diente. Ärzte und Sicherheitskräfte waren bereits evakuiert worden. Die Drohne eines dänischen Privatmannes, die die Insel nun überflog, brachte die schreckliche Wahrheit ans Licht.“
Wir sehen Bilder von Leichen im Freien. Dann fliegt die Drohne in ein Gebäude und entdeckt auch dort Tote mit schmerzverzerrten Gesichtern und wie nach Atem ringenden, offenstehenden Mündern. Eine Stimme aus dem off: „Die dänische Ministerpräsidentin Mette Hansen ist schwer unter Druck. Hat man die Gefangenen aus Lindholm bewusst dem Tod geweiht, als COVID-25 ausgebrochen war?“
Mette Hansen selbst wird eingeblendet und synchronisiert: „Ich kann Ihnen versichern, dass die Labore auf Lindholm längst stillgelegt waren. Die Krankheit muss von einem der letzten dort eingetroffenen Gefangenen eingeschleppt worden sein. Medizinisches Fachpersonal war nur noch zu deren Betreuung vor Ort, vor allem zur Behandlung von Kriegstraumata und vorbereitenden Maßnahmen zur Resozialisierung. Wir haben unser Personal evakuiert und in Quarantäne gesteckt, nachdem eine wöchentliche Routineuntersuchung der Gefangenen eine hundertprozentige Infektionsrate ergab. Wie wir alle erst seit Kurzem wissen, hat das neue COVID-25 nur noch eine Inkubationszeit von 48 Stunden, es bricht also innerhalb von zwei Tagen aus und ist hochinfektiös. Praktisch jeder, der damit in Kontakt kommt, trägt es dann auch in sich. Herr (ein Piepston ertönt) ist uns mit seiner Drohne zuvorgekommen, denn wir wollten heute ein Team in entsprechenden Schutzanzügen nach Lindholm senden. Wir werden dies dennoch tun, um herauszufinden, was wirklich passiert ist. Die Sicherheitsvorkehrungen haben wir umgehend erhöht, nachdem wir diese Bilder gesehen haben. Bis dahin war niemandem klar, dass das Virus in so kurzer Zeit tödlich sein kann. Wir behandeln die Evakuierten mit Pandemiaflu (unten wird eingeblendet: Gegenmittel, das für COVID-19 entwickelt wurde) und hätten es selbstverständlich auch den Gefangenen zukommen lassen.“
Wir sehen noch einmal den Reporter: „Die Beteuerungen von Mette Hansen überzeugen nicht. Es sieht so aus, als hätte man die Migranten auf Lindholm ihrem Schicksal überlassen.“
Wieder im Studio, der Tagesschau-Sprecher: „Meine Damen und Herren. Aufgrund der aktuellen Entwicklung in Dänemark ist uns nun Bundeskanzler Gauleiter in Berlin zugeschaltet. Guten Abend, Herr Gauleiter.“
„Ich grüße Sie, Herr Röder.“
„Herr Gauleiter, es soll bereits ein Krisenstab der Bundesregierung zusammensitzen, um die Gefahren einer neuerlichen Viruspandemie auszuloten. Sie haben von den Geschehnissen in Dänemark offenbar schon vor uns erfahren. Wie ernst ist die Lage?“
„Das ist richtig. Die dänischen Behörden haben zunächst versucht, die Informationen über den Virusausbruch nicht publik werden zu lassen, bis ein linker Gewalttäter illegalerweise seine Drohne nach Lindholm schickte und die Aufnahmen von dort rechtsbrüchig ins Internet stellte. Nun haben wir den Salat, die Leute geraten in Panik und die Hamsterkäufe gehen los. Da das Ganze zuerst nachts bekannt wurde, werden nun die Regale vor allem in Kiosks und an Tankstellen leergekauft. Ich bitte die Bevölkerung hiermit um Ruhe und Gelassenheit. Wir haben die Sache im Griff. Das Virus wird die Grenze nicht überschreiten.“
„Wie wollen Sie das verhindern, Herr Gauleiter?“
„So wie wir bisher den Grenzübertritt von allem verhindert haben, was uns nur schaden kann. Ab heute kommt kein Däne mehr nach Deutschland hinein. Deutsche, die in Dänemark Urlaub oder Geschäfte machen, werden an der Grenze genauestens untersucht und in Quarantäne-Stationen verbracht. Da das neue Virus offenbar sehr schnell Symptome zeigt, wissen wir dann auch bald Bescheid, wie es mit den Erkrankten weitergeht.
„Wo wir gerade dabei sind. Bei einer Geburtstagsfeier von Innenminister Höcker soll er sich Ihnen gegenüber dafür ausgesprochen haben, dass Griechenland Flüchtlinge in der Ägäis direkt auf ihren Booten erschießen solle. Höcker plädierte sogar für eine Kopfgeldprämie. Jeder griechische Soldat würde dafür belohnt werden, weitere Flüchtlinge vom Eindringen nach Europa auf dem Seeweg übers Mittelmeer abgehalten zu haben.“
„Es ist nicht nötig, diese Leute zu töten. Es genügt wohl, ein paar Löcher in die Schlauchboote zu schießen, um andere von der Idee abzubringen, hierher oder in ein anderes ihrer Traumländer zu kommen. Wir haben keine Arbeit für sie, wir haben kein Geld. Wir müssen unsere Straßen und Schulen reparieren, unsere Alten besser pflegen und unser Militär ausbauen. Mit all den Schwachen und Arbeitslosen, die bereits im Land sind, ist der Sozialstaat voll ausgelastet.“
„Wird die Abschiebung der ‚Altlast‘, wie sie die Migranten nennen, die von der Regierung Merkel ins Land gelassen wurden, weitergehen? Ihre Maßnahmen werden international kritisiert, besonders der Abwurf von Abgeschobenen mit sich selbst öffnenden Fallschirmen über den Ländern, die sie nicht freiwillig zurücknehmen. Es soll dabei zu etlichen Todesfällen und Schwerverletzten gekommen sein.“
„Ich will ihnen mal etwas sagen. Ein Land, das nicht bereit ist, sich um seine eigenen Staatsangehörigen zu kümmern, ist eine Schande. Wir werden weiter mit Militärflugzeugen über Marokko, Algerien, Syrien und Afghanistan fliegen und diese Drogendealer und Lügner in ihre Heimat zurückbringen, ob sie oder deren Staatsführer das wollen oder nicht, ob mit oder ohne Landeerlaubnis. Jeder sollte seine Heimat lieben. Wir brauchen hier keine Sozialschmarotzer. Sie sollen froh sein, dass wir sie nicht überm offenen Meer abwerfen, und zwar ohne Fallschirm. Wir sind nicht die Retter der Welt. Jedes Land muss sich erst einmal um sich selbst kümmern, und wenn wir erkennen, dass es seine eigenen Leute schätzt und zurücknimmt, können wir auch wieder in einen Dialog eintreten.“
„Wie lange wollen Sie das Versammlungs- und Demonstrationsverbot noch aufrechterhalten? Erst heute wurde wieder eine linke Zelle ausgehoben, die angeblich einen Sprengstoffanschlag auf ihre Parteizentrale plante. Reicht diese Gefahr aus, um die Meinungsfreiheit derart einzuschränken?“
„Herr Gauleiter, ich danke Ihnen für das Gespräch.“
Unten wird eingeblendet: Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass Bernd Höcker Sponsor der Tagesschau und Miteigentümer dieses Senders ist.
„Und nun zum Wetter.“
***
Um die Beiträge hier ein bisschen aufzupeppen, habe ich jahrelang Musikclips und Ähnliches ans Ende meiner Texte gestellt, in der vagen Vermutung, jemanden auf den Geschmack zu bringen. Manche dieser Clips hatten schon hohe Zugriffe, also stellte sich die Frage, ob sie nicht bereits hinlänglich bekannt waren. Bei einigen japanischen Interpreten dachte ich jedoch, dass die Zugriffe vor allem aus Japan kamen. Ich ahne jedenfalls, dass es sich mit den unter diesem Beitrag stehenden Clips genauso verhält. Wer sich erinnert: Vor einigen Jahren habe ich darüber geschrieben, dass die Zen-Übung (und sicher nicht nur diese) zu einer gewissen intuitiven Erkenntnisfähigkeit führen könnte, die man selbst als nichts Besonderes empfindet. Rational betrachtet ist das ein bisschen dämlich, denn jeder weiß, dass er sich irren kann. Dennoch habe ich anhand von ein paar Beispielen allgemeiner Bekanntheit Prognosen abgegeben, z.B. dass Amanda Knox sich so in ihr Karma, also ihre Taten, verstrickt hat, dass eine Wiederholung bzw. ein Ereignis, das sie zur Reue zwingt, wahrscheinlich ist. Im Falle der verschwundenen Madeleine McCann hielt ich die Eltern für verantwortlich. Ich führte dies damals auf eine Eingebung beim Betrachten ihrer ersten Statements im TV zurück, konnte freilich nicht ausschließen, dass die Beschäftigung mit den Analysemethoden von Paul Ekman eine Rolle spielte.
Nun sah ich zwei sehr interessante Videos zu diesem Fall. Eine Gruppe von Spezialisten, die teils auch von Ekman beeinflusst sind, kam mit einer Mehrheit von 3:1 zwar im Fall Knox zu einem Ergebnis wie ich (und viele "Laien"), im Fall Madeleine jedoch einstimmig zur Entlastung der Eltern. Dann jedoch der Hammer. Eines der aufschlussreichsten Videos, die ich je auf Youtube sah, zeigt einen Aussagen-Analytiker, der Wort für Wort von Madeleines Eltern untersucht und zu einem eindeutigen Schluss kommt (der sich mit meinem deckt). Ich könnte mir vorstellen, dass einige Leser damals meine Aussagen für nebulös und spinnert hielten, und ich bitte Euch deshalb um die Geduld für dieses lange Video. In einem Nachsatz, den man fast überhören könnte, sagt dieser Spezialist auch, dass die Methode Ekman zu vielen falschen Ergebnissen geführt hätte.
Es ist allerdings wichtig, dass wir uns stets daran erinnern, dass wir getäuschte Wesen sind.
Der Stand der Ermittlungen in diesem Fall ist ganz anders. Heute war zu lesen, dass eine deutsche Staatsanwaltschaft meint, die Details zu kennen und den Mörder zu haben. Aus diesem Grund habe ich schon zwei Tage eher als geplant meinen Text freigeschaltet und entsprechend aktualisiert.
Denn ich bin sehr gespant, wie gut unsere Ermittler sind.
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Peter Hyatt: Statement Analysis im Fall Madeleine McCann
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