lall
außerhalb dieser kugel ist es kalt,
es fehlt die luft zum atmen,
niemand ist da.
wir senden signale in die leere des kosmos,
weil wir nicht allein sein können.
was früher „in die wüste schicken“ hieß,
wird fortan „auf den mars schießen“ lauten.
wo die erde fruchtbar ist, wird sie abgetragen,
ferner sternenstaub aber soll belebt werden.
clownsfische, zitteraale und delfine tummeln sich
in unseren noch lebendigen ozeanen.
anderswo wird mühsam nach wasser gesucht.
die aliens sind längst da,
da kann es doch keinen zweifel geben,
wenn man mal einen schwarm quallen
hat leuchten sehen.
die drei herzen des oktopoden
sind der traum des kardiologen,
der axolotl repariert sich gar selbst.
ja, auch ich spielte gern captain kirk
und beherrsche noch heute spocks
nackengriff und fingergruß.
doch nur in filmen und den büchern
von mark brandis ist der kosmos voller leben.
eins sein wollen mit dem universum
ist eine sehnsucht nach dem tod.
***
Harambe
wo tiger und mensch eins sind, gibt es keine gefahr.
welches geschöpf würde sich schon selbst angreifen?
diese frage stellte einst meister po in kung fu.
weil das kind den gorillas nahe sein wollte,
sich dem griff der mutter entwand
und ins gehege fiel,
nahm Harambe es in die arme
und schaute ihm in die Augen.
da gingen mir all die anderen bilder
von affen durch den kopf,
die menschen nichts getan hatten.
doch keiner, der Harambe kannte,
ihn fütterte und heilte,
konnte ihm vertrauen.
sofort wurde ein todeskommando einbestellt,
und das alphatier, das noch immer das kind beschützte,
lernte den finalen rettungsschuss kennen.
wenn die anderen gorillas etwas gedacht haben,
dann dies:
es lohnt sich für uns nicht, menschen zu helfen.
ich kann nun in keinen zoo mehr gehen.
bei prachuap khiri khan streichelte ich
in den ruinen eines tempels
einem alten makaken über den rücken,
so wie es mir ein mönch vorgemacht hatte.
über hundert stufen den hügel hoch
trug ich einen ganzen sack voller nüsse
über der schulter.
beim füttern erwischten meine fingerspitzen
ein vorwitziges junges,
das mir schreckhaft seine zähne zeigte.
ich grüßte mit meinem kassengepflegten
gebiss zurück.
vampirzähne hätten jetzt eindruck gemacht!
auf dem weg nach unten sah ich ein totes
makakenbaby, andere affen saßen still daneben.
als ich mich näherte, verstellte mir einer den weg.
die trauerphase dauerte zehn minuten.
dann zog, was wohl die mutter war,
denn sie hatte den betrübtesten blick
und ihre brüste hingen schlaff herab,
das tote baby am arm ins gebüsch.
die anderen folgten.
weder gebete noch jammern waren zu hören.
der mönch mischte sich nicht ein.
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