Quelle. Terebess
"Zazen ist keine schwierige Aufgabe, befreie dich einfach von allen aufkommenden Gedanken und stelle deinen Geist wie eine große Eisenwand gegen sie auf. Male dir dein eigenes Zimmer als die gesamte Welt aus, und dass alle fühlenden Wesen hier mit dir als eins sitzen.
Untersuche dich selbst und erkenne, dass dein Körper nicht dein Körper ist - er ist Teil des ganzen Körpers aller Lebewesen. Auch dein Geist ist nicht dein Geist - er ist nur ein Bestandteil allen Geistes. Deine Augen, deine Ohren, deine Nase, deine Zunge, deine Hände, deine Füße sind nicht bloß dein individueller Besitz, sondern eins im gemeinsamen Besitz aller Lebewesen. Du sprichst von deinen - und anderen. Du hängst an deiner Existenz und betrachtest andere als getrennt von dir. Dies ist nur eine grundlose Illusion deinerseits.
Befreie dich einfach von allen aufkommenden Verkomplizierungen und stelle deinen Geist wie eine Eisenmauer dagegen. Ignoriere widerstreitende Gedanken, und sie werden von selbst verschwinden. Sobald sich dein Denken ausdehnt und mit dem Universum vereint, wirst du frei von deinem störrischen Ego sein. Dann wirst du in einen Zustand eintreten, wo es weder Relatives noch Absolutes gibt. Du bist nun transzendent, weit jenseits von Unterscheidung und Gleichheit. Es gibt für dich nichts zu empfangen und niemanden, der dich empfängt. Es gibt weder Zeit noch Raum, weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern nur ewige Gegenwart.
Dies ist zwar noch nicht wahre Verwirklichung, doch du spazierst bereits in der Nähe des Palastes. Befreie dich einfach von allen aufkommenden Störungen und stelle ihnen deinen Geist als eiserne Wand entgegen. Dann wirst du eines Tages dein wahres Selbst antreffen, als wärest du aus einem Traum erwacht, und wirst ein Glück erfahren, das du sonst nicht erlebt hättest.
Zazen ist keine schwierige Aufgabe. Es ist der Weg in dein lange verlorenes Zuhause.
***
Meine Hütte
Eine Hütte, errichtet auf dem ganzen Universum.
Von dort aus kann ich Berge, Flüsse und die gute Erde
als meinen eigenen Garten ansehen.
Einst nervte mich die menschliche Sprache
von Gut und Böse, Zu- und Abneigung.
Ich kann von hier aus Stimmen hören - wie Musik im Paradies.
Dein eigenes Paradies
In unermesslicher Zeit
durch ewigen Raum
sag nie, ein gewisser Buddha
lebe in einem gewissen Land.
Schließlich ist die Welt, in der du lebst,
dein eigenes Paradies.
Abschiedsverse
Ich liebe die Krankheit wie einen Mönchsdiener.
Es gibt keinen Teufel, es gibt keinen Buddha,
beide sind fort.
Wo ist die wahre Quelle, zu der man zurückkehren soll?
Große Leere hängt über dieser kleinen Hütte."
(Nyogen Senzaki: Like A Dream, Like A Fantasy. Tokio 1978)
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