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Auszug
Matsura Seizan: Echter Kampf
(Shingyoto-ryu)
Matsura
Seizan (1760-1841) war Lehnsfürst, Essayist und ein bekannter Schwertkämpfer
während der Edo-Zeit in Japan. Er praktizierte den Stil des Shingyoto-ryu.
Seine Enkelin war die Mutter des Kaisers Meiji. Die folgenden Auszüge stammen
aus seinem Werk Joseishi Kendan.
Wenn du ehrlich mit dir bist, wirst du erkennen, dass es zwei widerstrebende Kräfte in deinem Herzen gibt, sobald du einem Feind gegenüberstehst: So sehr du ihn auch besiegen möchtest, du hast zugleich Angst und willst ihn meiden. Darum musst du lernen, deine Angst zu besänftigen, und deinen Wunsch, ihn zu besiegen, sich frei ausdrücken zu lassen. Es ist wesentlich, diese Tatsache zu erkennen und so zu üben, dass du deinem Gegner ohne Zögern begegnen kannst.
Schaue nicht auf das Schwert des Gegners, wenn du nach ihm schlägst. Dein Geist sollte völlig leer sein. Du musst all deine Gedanken und Bewertungen ignorieren und so reagieren wie Dynamit, wenn es entzündet wurde. Vertraue der Macht des Himmels und schlage deinen Feind mit aller Kraft.
Wer der Lehre seines Meisters nicht vertraut, wird nie tiefes Verständnis erlangen. Das Gleiche gilt für denjenigen, der jedes Wort seines Meisters glaubt.
Gelegentlich magst du einen Kampf mit unerwarteten Techniken gewinnen. Doch ein Schüler, der die wahre Schwertkampfkunst versteht, verlässt sich nicht auf so etwas. Es gibt keine mysteriösen Techniken, die Hände und Füße führen. Der beste Weg, die Wahrheit herauszufinden, ist, sich in so viele echte Kämpfe zu begeben wie möglich.
Wenn du mit einer Methode versagst, wende sie nicht wieder an. Im Schwertkampf ist es wichtig, sich an viele Situationen anpassen zu können. Es gibt gewisse Methoden für gewisse Umstände. Jede Methode, die du anwendest, muss dir helfen, den Sieg zu erringen.
Sei bereit, zurückzuschlagen, wann immer du angegriffen wirst. Wenn du bei einem Trinkgelage bist oder Musik lauschst, pass auf, dass dein Feind dich nicht schlafend erwischt.
Mach dich bereit, ehe du attackierst. Manche denken, der tatsächliche Kampf sei am wichtigsten, doch es ist tatsächlich die Zeit, bevor du deine Hand ans Schwert legst.
Selbst wenn dein Gegner ein Adliger oder Heiliger ist, denke nicht so von ihm. Strecke ihn mit einem Schlag nieder und denke an nichts anderes.
Betrachte den Übungsraum (dojo) als Hinterbühne und die Bühne als wirklichen Kampf. Einige Schüler glauben, es genüge, im dojo gut abzuschneiden. Doch in einem wirklichen Kampf wirst du keine zweite Chance erhalten, deine Fehler auszubügeln.
Wenn deine Konzentration darauf fokussiert ist, den Gegner mit einem Schlag niederzustrecken, wird die Schärfe deiner Attacke selbst im Übungsraum wirken, als würdest du ein echtes Schwert führen. Ohne diese Schärfe imitierst du nur die Formen, die du gelernt hast. Das Wichtigste in der Kunst des Schwertkampfes ist Disziplin. Diszipliniere dich ernsthaft bei deiner täglichen Übung, das ist der Schlüssel zum Sieg.
Wenn du auf eine Beisetzung gehst, bringst du deine Trauer zum Ausdruck und lächelst nicht. Ein Krieger zeigt diese Würde, wenn er seine Rüstung anlegt, und auch ein Adliger diszipliniert sich so, dass er jederzeit würdevoll wirkt. Schüler der Schwertkampfkunst sollen daran denken, wenn sie einem Feind gegenüberstehen. Schärfe deinen Geist und demonstriere deine Würde.
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