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Motobu Chôki über Karate

Manchmal beschwert sich jemand über die strengen Anweisungen in der Karateschule. Wer das tut, versteht nicht recht, was er praktiziert. Um den Körper und die Einstellung eines Kampfkünstlers zu erlangen, muss man wie das Kanji (Schriftzeichen) für "Krieger" werden. Die Lektionen des Trainings (keiko) dürfen nicht vernachlässigt werden. Die geistige Stärkung und die körperliche Übung sind wie zwei Räder eines Wagens und müssen von gleichem Ausmaß sein. Man sollte am Morgen und am Abend trainieren, dazu braucht es kaum zwei Meter Platz. Die Regelmäßigkeit muss zur Gewohnheit werden.

Einige sorgen sich, dass Karate-Übende launische Menschen sein und ihre Künste nicht zur Selbstverteidigung, sondern zum Terrorisieren Schwächerer einsetzen könnten. Doch Karate-Übende machen sich nicht nur zu einem Krieger, sondern bilden auch ihre Bescheidenheit und Selbstkontrolle aus, wofür dieses Kanji ebenfalls steht. Im Inneren bestärken sie ständig die Vorstellung, Krieger von solcher Art zu sein.

Karate ist eine praktische Methode, Körper und Geist zu stärken. Es kann von jedermann überall auf der Welt ausgeübt werden. Die Einheit von Körper und Geist, die dadurch erreicht werden kann, ist signifikant. Wer hinreichend trainiert hat, kann in einer tatsächlichen Kampfsituation nicht nur dem Anderen gegenübertreten. Er kann sogar vorhersagen, wie der Gegner angreifen wird und ob er mit der linken oder rechten Hand zu schlagen beabsichtigt. Es ist ähnlich wie bei Experten des Schere-Stein-Papier-Spiels, die im Voraus wissen, was der andere wählen wird, und die so zig Spiele hintereinander gewinnen können. Beim Training des Karate ist dies stets zu beachten, es soll an nichts anderes gedacht werden. 

(Motobu Chôki (1870-1944): Karate Jutsu. 1926)

 


 

 

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