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Wiederbelebung und andere Techniken in den Kampfkünsten (I)

 „Wer die Kampfkunst studieren will, muss zuerst lernen, wie er schützt.“ 
(Sugawara Sadamoto)
 
Stehendes Schwimmen
 
Diese Methode wird stehendes Schwimmen (tachi oyogi) oder Wassertreten (aruki oyogi) genannt. Hierfür ist viel Übung erforderlich, das Körpergewicht soll auf einen Punkt konzentriert und der Körper ausbalanciert sein. Am Anfang wird das Gewicht ein wenig nach vorn verlagert. Es bewegen sich nur die Beine, nicht die Arme.  (Sudawara Sagamoto: Gekken. 1898. Eric Shahan: The Complete Martial Arts of Japan. Volume one: Gekken. 2014)
 
 

Wie ein Ninja rennen

Bei dieser speziellen Art der Ninja, seitwärts zu gehen, entsprechen drei Schritte fünf gewöhnlichen. Außerdem können so enge Durchgänge passiert werden. Auch der gewöhnliche Bürger kann so schnell vorankommen, ohne rennen zu müssen. Indem die Schenkel zunächst weit gespreizt werden, also die Beine weit auseinanderstehen, können sie dann seitwärts überkreuzt werden. Dies ähnelt dem Gang einer Krabbe. In unserer Zeichnung ist das linke Bein überkreuz, dann wird das rechte parallel dazu wieder zur gespreizten Haltung versetzt, ehe erneut gekreuzt wird. Mit der Zeit wird diese Gehweise leichter fallen.

Ansonsten gilt fürs Gehen: Bei der Vorwärtsbewegung biege deine Zehen nach oben, ohne die Ferse dazu speziell anzuheben. Erhalte ein Gefühl von Leichtigkeit dabei. Der Fußballen setzt sanft auf dem Boden auf. Beim ersten Anheben eines Fußes atme ein, und wenn er auf dem Boden aufsetzt, atme aus, und so weiter. Bei schnellen Bewegungen atme mit einer Fußbewegung ein, mit der Bewegung des anderen Fußes aus. So werden Gehen und Atmen harmonisiert. (Gingetsu Itoh: Ninjutsu no Gokui. 1917. Eric Shahan 2014.)

 
[Die Punkte am Hals: Murasame, Hichu, Matsukaze. Die auf der Brust: Inazuma, Suigetsu, Tsukikage.]

Wiederbelebungstechniken

Zunächst sollte der Körper des Opfers untersucht werden, dann der Puls, ob er noch schlägt. Wenn das Blut nicht mehr fließt, gilt das Opfer als nanishi sha, quasi tot. Doch selbst wenn der Körper schon erkaltet ist, muss noch nicht alles verloren sein. Wenn man Wärme um den Suigetsu herum entdeckt, kann ein Mensch noch nach Stunden wiederbelebt werden. Beißt ein Opfer die Zähne zusammen, dann ist es noch am Leben, ebenso wenn man die Zehen beugt und sie sich wieder aufrichten. Sieht man sich selbst in den Augen des Opfers gespiegelt, ist Wiederbelebung noch möglich.

 
 

Begib dich hinter das Opfer auf die linke Seite in die Hocke. Richte das Opfer sitzend auf und halte dessen Arme auf Brusthöhe an seinen Körper gedrückt. Mit den Fingern der rechten Hand schlage auf seinen Rücken, so dass die Spitze des Mittelfingers zuerst auftrifft.

Lege deine rechte Handfläche auf den Punkt namens Suigetsu und drücke zu. Die linke Hand liegt hinten auf dem Schulterblatt des Opfers auf. Du kannst dabei auch deinen Fuß zur Hilfe nehmen. Platziere deine Ferse dabei auf den Punkt namens Meboshi und drücke drei Mal mit der Ferse und deinen Händen zu. Verwende dabei einen Kampfschrei (kiai), um Körper und Geist zu vereinen.

Um das Herz wieder in Gang zu setzen, solltest du Sokatsu anwenden, die allgemeine Wiederbelebung. Dabei werden beide Hände hinter dem Nacken des Opfers verschränkt, wo dieser in die Schultern übergeht. Die eigenen Ellbogen setze man links und rechts des Suigetsu auf und drücke dann mit einem Kampfschrei beide nach innen, während man den Nacken des Opfers ein wenig vom Boden anhebt.

[Zahlreiche Illustrationen und Originaltexte aus alten japanischen Kampfkunst-Schriften finden sich in den selbstverlegten Büchern von Eric Shahan, u. a. Wiederbelebungstechniken in: A Collection of Curious Jujutsu Manuals 2018] 


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