Was bedeutet Joshus Langlebigkeit?
Joshu wurde 120 Jahre alt. Selbst heutzutage werden nur wenige Menschen älter als 105. Zahlreiche Mechanismen bestimmen, wie schnell Körper und Geist durch degenerative Veränderungen altern. Mittels Magnetresonanz-Aufnahmen kann man das „normale“ Ausmaß der Veränderungen von Hirnen bei Nicht-Meditierenden bestimmen. 2016 geschah das für 20- bis 74-Jährige (Cherubini et al.). Dabei wurde das Altern von sogenannter grauer und weißer Masse sowie des subkortikalen Kerns bestimmt. Tatsächlich konnte vom Alter eines Hirns auf das tatsächliche chronologische Alter eines Menschen geschlossen werden.
Gefen et al. untersuchten 2015 in den USA einunddreißig ältere „Superager“ über 80, die sozial aktiv waren. Bei allen war die rechte rostrale vordere zinguläre Region dicker als in Kontrollgruppen. Fünf dieser Senioren kamen nach ihrem Tod zur Autopsie, und es wurde eine größere Dichte von großen, spindelförmigen Von Economo-Neuronen in derselben vorderen zingulären Region festgestellt. Diese Neuronen sind eine relativ späte evolutionäre Entwicklung und sollen wohl komplexes, sozial orientiertes Verhalten steuern helfen. Die anderen neurofibrillären Bündel der Alten wiesen kaum degenerative Veränderungen auf. Insgesamt konnten sie also die normalen Funktionen ihrer Nervenzellen weitgehend aufrecht erhalten und so nicht nur sich, sondern auch ihrer sozialen Gruppe von Vorteil sein.
Joshu übernahm während seiner letzten vier Lebensjahrzehnte in einer Gruppe die Rolle eines persönlichen Lehrers. Es drängt sich die Frage auf, ob langjährige Meditation gesundheitliche Vorteile im Alter mit sich bringt. Austin belegte 2009 und 2011, dass Zazen und Einsichtsmeditation tatsächlich ein „altersbedingtes Ausdünnen“ im präfrontalen Kortex oder linkem Putamen verlangsamen können. In einer Studie von Luders, Cherbuin and Gaser 2016 wurden 50 Meditierende mit im Schnitt 20 Jahren Erfahrung mit einer Kontrollgruppe verglichen und wiesen ein deutlich jüngeres „Hirnalter“ auf als die anderen.
Längere Telomere sind „Kappen“ auf den Enden unserer Chromosomen. Sie schützen unsere empfindliche DNA vor verschiedenen Formen toxisch-metabolischen Schadens und korrellieren in den weißen Zellen periphären Blutes mit größeren Normalvolumina der kortikalen grauen und weißen Masse. Bei einer Gruppe Soto-Praktizierender, die mind. 75 Minuten täglich über 15 Jahre hinweg meditiert hatte, fanden Alda et al. 2016 um 9 % längere Telomere der weißen Blutzellen als in der Kontrollgruppe; diese Telomere wurden mithilfe psychologischer Tests in Verbindung mit einer höheren Fähigkeit gebracht, emotionalen Stress zu verarbeiten. Es wurden weniger Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet, die ihrerseits den Hippocampus verkleinern. Dieser verringerte Stress kann wiederum zu längeren Telomeren führen, welche weiße Blutzellen, die DNA in zahlreichen Stammzellen, Blutgefäße usw. schützen. Das Ergebnis ist eine längere Lebensspanne der Zellen.
(Auszug aus: James H. Austin (2017) Old Joshu Lives On, Contemporary Buddhism, 18:1, 72-88.)
Hallo Guido
AntwortenLöschenKennst du das "Nihon Ryo-Wiki" Projekt-vielleicht für Dich von Interesse?
https://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Hauptseite
Grüsse
Patrick
Ja, danke, habe ich auch schon genutzt.
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