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Hôzôin-ryû: Die buddhistische Speerkampf-Schule

 In'ei watching the reflection of the moon. 

Die Hôzôin-ryû hat sich auf den Speerkampf (sôjotsu) spezialisiert und ist in Verbindung mit der buddhistischen Kegon-Schule entstanden. Ihr Begründer Hôzôin In(n)ei (1521-1607) war Mönch im Kôfukuji (Nara) und praktizierte Kampfkünste, u.a. den Speer unter Daizendayû Moritada, bei Kitabatake Tomonori (Kashima Shintô-ryû), seinerseits ein Schüler von Tsukahara Bokuden, und bei Onishiki Shuken (Katori Shintô-ryû), die Schwert- und Speerkunst integrierten. Der Legende nach soll er beim Anblick der im Wasser gespiegelten Mondsichel zu einem besonderen Speer (jumonji-[kama]yari) inspiriert worden sein, wie Ihr ihn in obiger Abbildung erkennt. So begründete er seine Schule, denn bald schon wollten es ihm die anderen Mönche im Tempel nachmachen, der fortan von diversen Größen der Kampfkunst (u.a. auch Yagyû Munenori) aufgesucht wurde. Inei gab sie zunächst an Hôzoin Inshun (1589-1648) weiter, dem man sogar einen legendären Kampf mit Miyamoto Musashi nachsagt. Diese Schule hatte noch im Tokugawa-Shogunat großen Einfluss. Ihr heutiges Oberhaupt ist Junzo Ichiya (siehe den Clip unten). Zwar haben sich die Techniken im Lauf der Zeit verändert, doch etwa zwanzig klassische Kata werden noch praktiziert. Dazu gehört u.a. der Stoß mit der Speerspitze zu den Gelenken des Gegners. den Armhöhlen, den Knien usw., wonach der Speer kräftig in einer runden Bewegung gedreht wird und den Gegner ähnlich einem Wurf zu Fall bringt. Der spezielle Speer soll übrigens an einen angelehnt sein, den Bärjäger der Ainu in der nördlichen Provinz Hokkaido benutzten. Das Design mit dem Kreuz sollte angeblich verhindern, dass sich der aufgespießte Bär noch in Richtung des Angreifers nach vorn bewegte.

Der Einfluss dieser Schule ist noch heute im Buddhismus spürbar. Denn ein "Oshô" ist nach deren Lesart ein "Ehrwürdiger Lehrer des Speers".

Kommentare

  1. Sehr interessant, ich kenne diese Begegnung von dem Mönch und Musashi aus dem Manga "Vagabond" 😃


    Diese Aufführungen und Kata sehen immer gut aus, mich interessiert es aber eher, wie ein richtiger Kampf ausgesehen hat, hier zieht ja niemand voll durch und einer gewinnt immer.

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