In den Kommentaren zum Beitrag
vom 04.08. („Das Verwechseln von Erwachen und moralischer Reinheit“) findet
sich eine kritische Nachfrage, die am 24.08. präzisiert wird: „Für mich persönlich stellt es sich
immer mehr so dar, dass der Buddhismus tatsächlich einfach nur eine Lehre unter
vielen ist, mit vielen interessanten und auch einzigartigen Ansätzen und Wegen,
aber genauso vielen Irrwegen und Ungereimtheiten wie andere Lehren auch.
Um es nochmal auf den Eingangstext zu beziehen: ich kann mir immer noch nicht
vorstellen, was "in echt" (also ohne Rückgriff auf spekulative
nächste Leben oder nicht-teilbare und diskursive nicht mitteilbare angebliche
Einsichten in die "Struktur der Wirklichkeit") einen buddhistischen
Erwachten einzigartig machen soll. Wenn es aber im echten, realen, konkreten
Leben keine signifikanten Unterschiede gibt ("Unterschiede, die einen
Unterschied machen"), dann ist sind Erwachte entweder eine Fiktion oder
trivial.
Das ist ein interessanter Punkt,
und ich habe mich entschlossen, daraus eine ausführliche Antwort im Blog zu
machen. Zunächst ist es richtig, etwa auf die Stoa als Alternative hinzuweisen,
da ihre Ethik Gleichmut, Selbstgenügsamkeit, Altruismus und die Kontrolle von
Leidenschaften kennt und damit eine von zahlreichen Alternativen zum Buddhismus
darstellt, wenn man seinen Charakter entsprechend justieren will. Auf dieser
Ebene – und auch auf der rituellen, die ich angesprochen hatte – ist der
Buddhismus also insofern „trivial“, weil er wenig Überraschendes zu bieten hat.
Wenn wir hier noch den rational-kritischen Zugang zu einer Lebensphilosophie einfordern
– wie bei den Griechen –, dann können wir tatsächlich nicht bei Spekulationen
über nächste Leben und dem rein Unsagbaren spiritueller Erlebnisse stehen
bleiben. Dieses kann dem Einzelnen subjektiv sehr wichtig sein, aber es macht
dem anderen nicht klar genug, welches Potential der Buddhismus haben könnte.
Ich setze im Folgenden Buddhismus in der Regel gleich „Zen“ (also meinem Verständnis
davon), weil ich mich im Zen auskenne.
Eine Frage, die m. E. auch den „Unbuddhisten“
in den letzten Jahren umtrieb, ist also: Gibt es denn tatsächlich ein
Unterscheidungskriterium für Erwachtsein? (Ansonsten wäre dieses als nichts
Besonderes oder nicht vorhanden anzusehen.)
Hier in diesem Blog und in vielen
Foren habe ich mir jahrelang die Finger mit der Kritik solcher Lehrer wund
geschrieben, die vom Nimbus des Erwachtseins zehrten. Der Grund ist, dass ich
mich für fähig halte, Erwachtsein zu erkennen. Kürzlich ging im „beliebtesten“
meiner Beiträge zu Lama Ole Nydahl wieder mal eine Hasstirade über mich ein,
deren ersten Teil ich noch veröffentlichen und kontern wollte, allerdings
scheint die Kommentar-Funktion gerade Zicken zu machen. Die Userin meinte
sinngemäß, laut Gampopa müsse man erleuchtet sein, um zu erkennen, ob andere Erleuchtung
hätten, und ich könne das ja nicht sein, so wie ich lästern würde (das übliche
Missverständnis der Rechten Rede, die im Gegenteil ja gerade darauf abzielt,
die Dinge so zu sagen, wie sie sind). Die Userin versteht nicht, dass der Buddha
des Palikanons selbst einen wie den Lama Ole als „Schleimfresser“ bezeichnen
dürfte, so wie er es damals mit Devadatta machte. Die Userin will nicht
akzeptieren, dass ich erwacht sein könnte, weil sie ganz anderer Meinung bzgl.
Nydahl ist. Der Witz an dieser Konstellation ist, dass sich mein „Erwachen“ –
gemäß der Schriften (da hat Gampopa ja recht) – sozusagen beweisen würde, wenn
die Kritisierten überführt wären. Würde das genügen, wäre Erwachen also recht leicht,
und ein wie im obigen Kommentar gewünschtes Unterscheidungskriterium würde
schlicht im Durchschauen von Posern liegen. Hier wird schon klar, dass man gar
nicht im Zen stehen muss, um über solche Fähigkeiten zu verfügen. Ein kritischer
Verstand genügt häufig.
Andererseits stellt sich die Frage,
warum so viele Menschen diese Fähigkeit, schlechte Absichten, Heuchelei oder
Dummheit anderer zu durchschauen, nicht besitzen. Es gibt nicht mal einen
zählbaren Hinweis auf die Qualität der „Meisterschaft“, mit der Hochstapler
sich präsentieren. So schart ein seit Jahrzehnten relativ dämliches Zeug plappernder
Lama Ole genauso zahlreich Menschen um sich – nicht zuletzt Spendenwillige, die
ihm seinen Lebensstil mitfinanzieren – wie ein (vor seinem Schlaganfall) relativ
geschickt agierender Thich Nhat Hanh. Mit schöner Regelmäßigkeit gebärden sich
jedoch diejenigen, die dem Lama anhängen, auffallend unangenehmer als
diejenigen, die bei TNH Achtsamkeit und Wohlfühlsein einübten. Auch der Dalai
Lama, der mit seinen homophoben Äußerungen hinter der Zeit zurückbleibt, ist
natürlich wesentlich bewanderter in der buddhistischen Materie als ein
Großmissionar wie Ole. Ich habe jedoch erlebt, dass die Tatsache, ihn nicht als
erwacht zu bezeichnen, zu ähnlichen Beißreflexen in der Tibeter-Fraktion führte
wie bei o.g. Userin – und das, obwohl der DL über sich selbst das Gleiche
sagte wie ich. Kürzlich hat ein Mönch in dieser Tradition mit Zirkelschlüssen die von mir selbstbewusst geäußerte These bzgl. undogmatischer
Freiheiten Erwachter in Frage gestellt, also mit dem Hinweis auf alte Schriften,
die so formuliert sind, dass sie sich vor äußerer Kritik gleich mitschützen.
Wir haben hier also den Fall, dass – gemäß der Schriften und ihrer eigenen
Selbsteinschätzung – „Unerwachte“ über einen anderen urteilen wollen, ob er
erwacht ist (nämlich ein von ihnen geschätzter Lehrer) oder nicht (nämlich ein
Kritiker wie ich). Das ist ein ziemlich lächerliches Getue. Aufschlussreicher
wird es schon, wenn man bei Leuten, die bereits seit Dekaden Meditation
praktizieren, erhebliche Defizite in der Menschenkenntnis feststellt. Und da
darf man sich schon fragen, ob an den Kennzeichen, die in den Schriften hier
und da für Erwachte genannt werden, irgendetwas dran sein könnte.
Zu diesen Kennzeichen, die ich
also nicht erfinde, sondern die den Buddhismus etwa von der Stoa unterscheiden
könnten, gehören neben einer gewissen Einsicht ins Denken anderer und deren
Motivation – was man von mir aus auch als Menschenkenntnis bezeichnen kann –
noch andere intuitive Fähigkeiten, etwa zu begreifen (zu sehen, zu hören usf.),
was "in der Ferne" geschieht. Die meisten Leser dieses Blogs werden
diese Textstellen kennen, und wenn man von den absurderen Fähigkeiten, die
zuweilen auch genannt werden (wie Fliegenkönnen oder durch Wände gehen)
absieht, dann könnte es einen selbst im Laufe der Praxis zumindest etwas
überraschen, sollten hin und wieder solche Fähigkeiten in Erscheinung treten.
Damit aber befinden wir uns im Bereich der Transzendenz, den ich für wesentlich
halte. Ich nenne das Erwachen „immanente Transzendenz“ (nicht meine Erfindung),
weil die mystische Erfahrung eines irdischen Geistes bedarf und im besten Falle
„erdet“. Solange ich aber keine besseren Erklärungen für bestimmte Phänomene
finde – also auch in der entsprechenden Fachliteratur wie z.B. der Neurologie
oder Statistik nicht –, halte ich es für richtig, das wesentliche
Unterscheidungsmerkmal des Erwachten als seine transzendente Erfahrung und
die daraus folgende transzendente Fähigkeit zu
beschreiben. Letztere geht über den subjektiven Wert hinaus und hat
nachvollziehbare Auswirkungen auf die Umwelt und andere Menschen.
Mir fallen in diesem Zusammenhang
ironischerweise die mystischen Kampfkünstler ein, die mit ihrem chi
angeblich Dinge bewegen konnten, ohne sie zu berühren – und dann in
wissenschaftlichen Experimenten scheiterten. Um welche transzendenten
Fähigkeiten mag es also hier gehen, wo wir die zunächst genannte des „Durchschauens
von Unerwachten“ doch in die Kategorie Menschenkenntnis und Intuition einordnen
können? Ich muss hier konkreter werden (also etwas tun, was in der Zen-Schulung
gern vermieden wird, damit sich nicht falsche Vorstellungen bilden, die dann
wieder mühsam zerstört werden müssen). Dazu will ich einige Beispiele
aufgreifen, die ich in den vergangenen Jahren hier und dort einstreute, ohne
sie besonders kenntlich zu machen. Die Beispiele umfassen vier Bereiche: die Verbindung mit einem Meister; die Verbindung mit einer geliebten Frau; die Verbindung zu einer schutzbedürftigen bekannten Person; die Verbindung zu schutzbedürftigen Unbekannten.
1) Die Tatsache, dass sich mir
Joshu Sasaki zum Zeitpunkt seines Ablebens (wie ich später erst erfuhr) in
einem Traum als Tier zeigte, hat für mich Bedeutung. Sie soll dazu führen, dass
ich einen wesentlichen Gedanken seiner Lehre in Bälde hier darstellen werde (auf
seinen Wunsch hin ist nicht viel schriftlich überliefert, er vernichtete das meiste
selbst). Sicher ist es so, dass ich mich zuweilen mit ihm beschäftigte, als er
zur Zielscheibe des üblichen linksfeministischen Diskurses zum „Missbrauch“
wurde. Aber das ist kein Grund, genau dann von ihm das erste und bisher einzige Mal zu träumen, wenn er in
tausenden Kilometern Entfernung ohne mein Wissen stirbt – und ohne dass wir je
Kontakt gehabt hätten, außer dass mein erstes Sesshin bei einem seiner
langjährigen Schüler stattfand und ich dort eine tiefe Erkenntnis hatte. [Ich habe beim Lesen meiner alten Beiträge nochmal nachgesehen, wie ich den Traum wohl beim ersten Mal beschrieben hatte - denn wie üblich ist meine Erinnerung daran längst verblasst -, und das klang so: "wie ich Sasaki als Tier auf die Welt half" (Ergänzung vom Jan. 2019).]
Wenn ich einen Moment zurücktrete,
erscheint es mir möglich, dass Fachleute mit allerhand Erklärungen für diesen
Vorgang aufwarten. Der Punkt ist nur, dass ich – bereits im Zen verortet –
bereits eine gute Erklärung dafür habe. Trete ich nun nochmal zurück und sehe
die Gefahr des Zirkelschlusses für mich selbst, so ist doch der Unterschied zu
den o.g. Zirkelschlüssen Gläubiger offensichtlich. In meinem Fall geht es
lediglich darum, Verantwortung für einen wesentlichen Teil der Zen-Lehre zu
übernehmen, den ich bereits erkannt habe und der das Potential hat, den
menschlichen Horizont zu erweitern. In den anderen Fällen ging es darum, dass
sich Gläubige dieser Horizonterweiterung verschließen. Ich sehe den Grabscher
in Sasaki und den Mörder in Sawaki. Sehen die anderen den Dummkopf in ihrem Lama? Ich sehe, dass Brad
Warner sich Nishijima als Meister aussuchte, weil er bei ihm leicht die
Bestätigung für seine (als Klischee geschilderte) Erfahrung der
Grenzenlosigkeit bekommen konnte. Sieht Brad Warner das auch? Usw.
2) In einigen Fällen des „Weltgeschehens“
war mir relativ schnell klar, um was es geht und wie es ausgeht, so etwa bei
der Demontage unseres ehemaligen Bundespräsidenten. Ich habe, wenn solche
Impulse aus mir eher unklaren Gründen auftauchten, diese Erkenntnisse, diese
Intuition, manche würden sagen: diesen Wahn, auch formuliert. So glaube ich
daran, dass ein Elternteil im berühmten Fall des Verschwindens von „Maddie“
verantwortlich ist und gehe davon aus, dass dies mit der Zeit offenkundig wird;
diese Überzeugung beruht auf einer ersten Reaktionen vor Kameras nach dem
Verschwinden der Tochter. Ebenso habe ich damals die Grenzen von Markus Lanz
erkannt, als er eine Extrasendung mit einer jungen Frau machte, die m.E. für
den Tod einer anderen jungen Frau mitverantwortlich ist. Ich sitze dann da und
wundere mich, dass Lanz diese Frau nicht durchschaut (ich muss hier vorsichtig
sein, weil in einem späteren Urteil die Frau freigesprochen wurde). Über solche
Dinge konkret zu reden birgt also mehrere Schwierigkeiten, neben den juristischen
auch die, dass es unangenehm ist zu sehen, wenn solches Unrecht (zunächst)
ungestraft bleibt. Im Falle dieser jungen Frau wage ich jedoch die Prognose,
dass sie sich in Zukunft auf dramatische Weise in eine (für mich: weitere)
Straftat verstricken wird.
Hier kommen also Merkmale des
Buddhismus ins Spiel, die sich möglicherweise nicht im „trivialen“ Stadium
erschließen: a) statt an eine primitive Karmalehre des notgedrungen gerechten
Ausgleichs zu glauben, beschränke ich mich darauf, einzugestehen, dass es
tatsächlich möglich ist, zuweilen und punktuell einen Blick in die Zukunft (von
Menschen, von Entwicklungen) zu werfen – genau wie es in Schriften gesagt wird
(anderes Beispiel: In einem Gespräch über einen Rennfahrer kam mir mal über die
Lippen, er sei totgeweiht, und auf Nachfrage sagte ich, er würde ausstrahlen, in
sein Unglück zu rasen – was dann auch geschah); b) wie ich schon früher
betonte, bin ich Taisen Deshimaru dafür dankbar, anschaulich erklärt zu haben,
dass Verstrickung ins Karma vor allem dazu verleitet, etwas zu wiederholen, und
dieser Wiederholungszwang ist wichtiger für Prognosen als der Glaube an eine
höhere oder selbstregulierende Gerechtigkeit; im obigen Beispiel der jungen
Frau hatte ich diesen Eindruck, wobei es mir jedoch so vorkommt, als käme ein
solcher Gedanke über mich, d.h. ich kann mich darüber auch selbst wundern.
Wenn ich erneut einen Moment
zurücktrete, ist klar, dass meine Beschäftigung mit der Mimikanalyse nach Paul
Ekman u.a. meinen ersten Eindruck im Falle „Maddie“ begründet haben kann; das
Gleiche gilt für das lange beobachtbare Verhalten der Interviewpartnerin von Markus
Lanz. Wie im ersten Beispiel ist es auch mir möglich, profane Erklärungen für
solche Erfahrungen zu finden. Doch wie im ersten Beispiel sind diese weniger
überzeugend als die von buddhistischen Lehrern gemachte Andeutung, dass sich
ebensolche Fähigkeiten mit der Zeit aufgrund meditativer Übungen oder auch
konkret der Fähigkeit zum „Nicht-Denken“ einstellen würden. Dennoch bleibt - das ist mir durchaus klar - die Möglichkeit, dass ich mich komplett täusche!
Ich habe nun ein paar konkrete
Beispiele gewählt, die ich hier nicht zum ersten Mal nenne, aber zum ersten Mal
aneinandergereiht und derart präzisiert habe. Die folgenden Beispiele sind von
Bedeutung, weil sie den Deutungsrahmen von Zen zu sprengen scheinen und eher
Anhänger des tibetischen Buddhismus berühren dürften. Dazu muss ich vorausschicken,
dass ich als Freund der Lehre vom Nicht-Selbst nicht daran glaube, dass
Persönliches sich reinkarniert. Meine Vorstellung von Zeit entspricht
vielleicht eher der von Trekkies, die in ihrer Lieblings-TV-Serie gezeigt
bekamen, was „Gleichzeitigkeit“ bedeuten könnte. Dies bitte ich im Folgenden zu
bedenken, wenn ich nur scheinbar von einer Frau rede, die ich schon in vielen
Leben geliebt haben könnte, oder der Reinkarnation einer Erwachten.
3) Die für mich bedeutendste (und
bis jetzt letzte) relevante Liebesgeschichte, die ich selbst als „wahnhaft“
bezeichnen möchte, trug Züge mathematischer Unplausibilität. Auch darüber
schrieb ich schon hier, es blieb eine weitgehend unerwiderte Liebe, die zu sehr
häufigen „zufälligen“ Begegnungen selbst an Orten führte, die ich üblicherweise
nicht aufsuchte. Diese Unwahrscheinlichkeit schien die Frau zu beängstigen, ich
war möglicherweise dem Stalkerverdacht ausgesetzt. Mich beunruhigte diese
Häufung durchaus ebenfalls, und sie kulminierte sozusagen nach dem Besuch des
Nalin Pan-Filmes „Valley of Flowers“, den ich überwiegend weinend durchlitt,
damit, dass an der S-Bahn-Haltestelle unmittelbar nach dem Filmbesuch eine
Familienangehörige der von mir geliebten Frau stand und sofort diese anrief, um
ihr zu sagen, dass ich dort sei und sie mit mir sprechen könne – nachdem ich
den Film selbstverständlich permanent auf unsere Geschichte und Verbindung
bezogen hatte (dass der Film kitschig ist und eher an die von mir abgelehnte
Reinkarnationsidee anknüpft, will ich noch erwähnen). Als ich nach gut drei
Jahren einen Schlussstrich unter diese Affäre setzte, ebenfalls tränenreich und
jedes Alphamännchengehabe in den Wind schießend, war es auch vorbei mit den
zufälligen und unwahrscheinlichsten Begegnungen. Nicht ohne dass ich auf einen
(angeblichen, aber glaubhaften) ehemaligen Legionär traf, der in Frankfurt auf der
Straße lebte, mit dem ich mich manchmal unterhielt und der mir – seinerseits Christ
– bestätigte, dass er einen Freund habe, dem er immer wieder überall auf der
Welt übern Weg gelaufen war.
4) Ich habe ein paar Jahre immer
mal den Babysitter gemacht für eine Bekannte. Dass ein Baby oder Kleinkind dann
sogar vermutet, man könne der Vater sein (wenn sich sonst keiner zeigt), ist
verständlich. Eines Tages, als die Mutter erneut schwanger war, ging es darum,
ob sie sich in die Obhut von Christen begibt oder doch zu ihrer eigenen Mutter
zurückkehrt, aufs Dorf, in ärmliche Verhältnisse, wo ein weiteres Kind von ihr
lebte, dass sie jahrelang weder gesehen noch unterstützt hatte. Sie entschied
sich gegen meinen Rat für die Christen (die sie wiederum nach der Entbindung
dann doch mit ihrer eigenen Mutter zusammenbrachten). Im Zuge der gespannten
Atmosphäre zwischen uns, als diese von mir gebabysittete Tochter ahnte, dass
sie in eine andere Stadt zu Fremden und dort in eine strenge „Schule“ musste
(sie bat mich schon beim ersten Besuch dort, sie und ihre Mutter von dort
wegzubringen), kam es zu einer wirklich rätselhaften Szene. Als ich zurück zu
meiner Bude ging, rief mich das Kind noch einmal, und als ich mich umdrehte,
machte es eine Mudra, und zwar eine, die ich noch von keinem Menschen überhaupt
gesehen habe (außer auf Bildern). Als ich sie verblüfft animieren wollte, etwas
dazu zu sagen, ging sie schweigend weg.
Nun sollte es hier ja aber nicht
nur um seltsame Geschichten gehen, die jemand im ihm genehmen Referenzrahmen zu
deuten geneigt ist. Also nicht nur um eine mögliche transzendente Fähigkeit,
sondern auch um die unterscheidbaren Folgen. Ich werde diese also nun für die
Fälle 2 – 4 benennen (im Falle 1 werden weitere Auswirkungen in den nächsten
Monaten hier oder anderswo noch deutlicher).
Bei Geschehnissen wie im Beispiel
2, auf die ich unmittelbar Einfluss nehmen kann, tue ich genau dies. Ein Sikh-Trickbetrüger
wollte mich mit der „You are a lucky man“-Masche einwickeln (Näheres findet man
im Internet), aber weil ich ihn durchschaute, gelang ihm nicht nur das nicht.
Ich ging ihm nach und warnte einen anderen Westler, den er kurz darauf am
Wickel hatte. Das Erkennen der üblen Motive anderer kann dann konkret zum
Schutz potentieller Opfer genutzt werden.
Was Liebesgeschichten wie in
Beispiel 3 angeht, bin ich sehr vorsichtig mit dem Ausmaß meiner Zuneigung. Man
könnte meinen, das sei im Sinne des Buddhismus, der sich Gefühle ja gern als „neutral“
wünscht und den Adepten als gleichmütig und un-erregt. Das meine ich jedoch
nicht, sondern dass ich beim nächsten Mal, so es das gibt, meine Energien der
Zuneigung besser steuern will, so ähnlich wie ein Boxer, der ursprünglich mit
Wut und Hass auf die Welt boxte, diese Wut auf Abruf nutzbar und damit
kontrolliert fruchtbar zu machen lernt. Im
Kleinformat geschah etwas Ähnliches, als sich kürzlich ein recht stalkerhaft
wirkender Typ für Frauen zu interessieren begann, die seit Jahren zu meinen Kontakten
gehören. Dieser Mann benutzte nicht nur einen falschen Namen, er belog sie auch
anderweitig, und weil die Frauen teils uneinsichtig waren, habe ich dann
Strategien entwickelt, um ihn zu vertreiben und seinen Einfluss zu verringern.
Das Unterscheidungsmerkmal ist hier – vor allem angesichts der Tatsache, welche Gewalt mir von
Frauen berichtet wird, sobald männliche Eifersucht ins Spiel kommt –, dass eine
nicht-anhaftende, gewaltfreie Lösung möglich wurde, weil ich um die
Wirkmechanismen profaner Strategien in Verbindung mit den „transzendenten“
Wirkungen von Zuneigung nun mehr weiß.
In Beispiel 4 gehört zu meinen
Mantren, der Mutter immer wieder zu sagen, wie wichtig es ist, dass ihre Kinder
– also auch das „Mudra-Mädchen“ – einen Helm auf dem Moped tragen (wer in
Südostasien war, hat schon gesehen, dass die Eltern zuweilen mit Helm
fahren, ihre zwei, drei Kleinkinder auf dem Moped aber keinen tragen). Ich bin
daran interessiert, dass es dem Kind gut geht, sorge gelegentlich für
Unterstützung mit Medikamenten usw. Darüber hinaus ist das kaum ein Thema, ich
habe den Vorfall mit der Mudra ein Mal einer Bekannten gegenüber angesprochen,
aber der Theravada-Volksbuddhismus hier taugt nicht für eine Einordnung, und
das Kind soll von meiner Einschätzung schon gar nichts erfahren.
Nach diesem Exkurs ins eher
Private, der aber hoffentlich konkret genug war, gilt es noch einmal klar
zu sagen, welche Unterscheidungsmerkmale der Buddhismus haben könnte, wenn wir
einen Blick auf prominentere Buddhisten werfen.
Die zuvor genannten (Dalai Lama,
TNH, Lama Ole) scheitern allesamt zunächst an der Tatsache, dass sie in
materielle Umsätze verstrickt sind, die der Selbstgenügsamkeit spotten. Alle
drei haben Verfügungsgewalt über Millionen (im Falle TNHs wird diese jetzt wohl
von seiner Lebensgefährtin Chan Khong ausgeübt), und diese Millionen bleiben
auch in ihrer Gewalt. Alle drei sind damit – im Falle des DL ist das vor allem
ein Drama seiner Funktion und Rolle – in einem Modus des Dauerscheiterns bei
buddhistischer Praxis. Je nach Erkenntnislage stellt sich dem Betrachter
möglicherweise auch ein gewisses intellektuelles Defizit der Genannten dar, in
ihren Reden und Schriften. Als Unterscheidungsmerkmal bleibt dann vor allem ihr
Status, also das „Triviale“, das kein wirkliches Unterscheidungsmerkmal ist,
wie wir festgestellt haben.
In meinen Augen macht es einen
Unterschied, ob ich für jemandes Lehre eintrete, der in den Augen vieler
Buddhisten und Nicht-Buddhisten als alter Lustmolch in Erinnerung bleibt; es
macht einen Unterschied, wenn ich das Spektrum der Liebesverstrickungen auf
eine für andere weniger leidvolle Weise reduziere; es macht einen Unterschied,
wenn ich vor Heuchlern und Scharlatanen solche Menschen warne, die diese nicht erkennen
können; und es macht einen Unterschied, ob ich, wenn auch meist aus der Ferne,
ein Auge auf die Entwicklung eines Kindes habe, um das sich kein Vater kümmert.
Zwar bin ich zu diesen Dingen im Grunde auch von meinen Eltern „gut“ erzogen
worden, aber ich habe hier als Beispiele bewusst Erlebnisse und menschliche
Kontakte gewählt, die in einem mehr oder weniger deutlichen spirituellen Kontext
stehen und eine stärkere persönliche Antwort erfahren, als sie mir „von Haus
aus“ wohl einfallen würde. Es gibt auch hier Menschen, die mein Verhalten im
Beispiel 4 schon als „Mitleid haben“ beschrieben haben – was dann wohl „trivial“
wäre, aber eben nicht alles umfasst.
Ich kann nicht beurteilen, in
welcher Weise Ähnliches sich z.B. bei den drei oben Genannten im Privatleben
abspielt. Es ist jedoch offensichtlich, dass aufgrund ihres Einflusses auf
größere Massen – den sie bewusst gesucht haben – ganz andere Nöte von ihnen
angegangen werden müssten. Mich würde erfreuen, wenn alle Tibeter Organspender
wären, wenn Plum Village Wohnraum und Ackerland für syrische Flüchtlinge zur
Verfügung stellte oder wenn die millionenschwere Stiftung des Lama Ole ihr Geld
an die Anhänger verteilen würde und diese damit Arme speisten und dergleichen. Ich
wäre dann von ethischer Fähigkeit überzeugt, wenn sie – ohne sich transzendent
herleiten zu müssen – konkret auf aktuelle Probleme eine hilfreiche Antwort
fände. Stattdessen dreht man sich dort im Wesentlichen im Dunstkreis
buddhistischer Lehren - bzw. seiner eigenen Auffassung davon - um sich selbst. Das
ist so, wie wenn Politiker nur die Schlechtigkeit von Menschen wie Erdogan
beschreiben, aber nichts Wirksames tun. Die buddhistische Ethik, also das, was
ein Unterscheidungsmerkmal von Erwachtsein oder tiefer (buddhistischer)
Erkenntnis sein könnte, bleibt damit gerade in den Kreisen der Aushängeschilder
des Buddhismus weitgehend wirkungslos. Wie ich schon sagte, halte ich auch ein
Rekurrieren auf die Gebote (shila) dafür verantwortlich, da diese ein „Nicht“(Tun)
in den Vordergrund stellen, während die Bodhisattva-Ethik im Mahayana und Zen sich
am aktiven Handeln messen lassen muss, statt der Vermeidung (darum kann auch
mit Meditation oder Zazen noch nichts Wesentliches verwirklicht sein, und darum
gibt es auch z.B. von Dôgen keine Überlieferung eines irgendwie ethisch
relevanten Einflusses auf seine damalige Umwelt).
Hoffentlich erwartet niemand von
mir eine mathematische Gleichung, wie man dorthin kommt, einen Unterschied als
Buddhist machen zu können. Es heißt in der Chan/Zen-Tradition schon früh, dies
ergäbe sich von selbst. Ich bin nun über 30 Jahre auf diesem Weg und kann
bestätigen, dass es meist keiner Anstrengung bedarf. Heute früh wollte ich
meinen Wäschekorb zu meiner angestammten Wäschefrau bringen. Ihre studierte
Tochter hat zwar einen gut bezahlten Job als Architektin in Singapur, sie aber
muss noch zusätzlich Flaschen (Leergut) sammeln, um über die Runden zu kommen.
Ich hatte einen anderen Termin, und als sie wieder einmal nicht da war, hielt
ich es einfach mit der Drei-Atemzug-Regel des Hagakure. Dann brachte ich
meinen Korb zwei Häuser weiter zu einer anderen Wäschefrau – obwohl ich der
Erstgenannten gern treu bin. Hin und wieder gibt es Schwierigkeiten, für die
drei Atemzüge nicht angemessen erscheinen. Meist geschieht „das Rechte“ jedoch
ohne Anstrengung.
Ich weiß nicht, ob meine langen
Ausführungen und Beispiele die Frage nach dem Unterscheidungsmerkmal von – sagen
wir statt „Erwachen“ allgemeiner: - einer möglicherweise tiefen Erkenntnis
und/oder Erfahrung von Transzendenz beantworten konnten. Die eigentliche
Erkenntnis oder Erfahrung von Transzendenz halte ich jedenfalls weder für
trivial noch für buddhistisch, und sie ist es zumindest für andere dann
nicht mehr, wenn sie ein Handeln bewirkt, dass ohne diese Erfahrung (möglicherweise) nicht
stattgefunden hätte. Dies jedoch spielt sich m.E. in einem den Menschen
allgemein zugänglichen Modus ab, der dann lediglich eine jeweils spezifische
Deutung (in meinem Fall durch „Zen“) erfahren kann. Findet eine solche
Erkenntnis und darauf folgendes adäquates Handeln nicht statt, ist das m.E. für
einen Muslim, einen Christen, einen Agnostiker usw. ebenso bedauerlich wie für
einen Buddhisten.
[Nun gut, ich habe es versucht. Beim nochmaligen Lesen dieses Beitrages knapp eineinhalb Jahre später ist mir zunächst eine andere Antwort eingefallen: "Ja, ja, Erwachen ist nicht nur trivial, der Erwachte unterscheidet sich tatsächlich nicht von anderen. Warum nicht? Weil doch alle schon von Beginn an erwacht sind ..." Aber das hätte wohl auch nicht überzeugender geklungen. (Jan. 2019)]
[Nun gut, ich habe es versucht. Beim nochmaligen Lesen dieses Beitrages knapp eineinhalb Jahre später ist mir zunächst eine andere Antwort eingefallen: "Ja, ja, Erwachen ist nicht nur trivial, der Erwachte unterscheidet sich tatsächlich nicht von anderen. Warum nicht? Weil doch alle schon von Beginn an erwacht sind ..." Aber das hätte wohl auch nicht überzeugender geklungen. (Jan. 2019)]
(Das kann passieren, wenn ein des Mordes an einem Journalisten verdächtiger und gerade wegen zweier Vergewaltigungen für schuldig befundener Guru, auf den Millionen Menschen hereinfielen, überführt ist ...)
Die kritische Nachfrage kommt von einem Menschen dessen ICH, noch nicht zum ich-losen selbst, (Nicht-Selbst) transzendiert wurde. Was damit gemeint ist, kann man ausführlich im Buch, Wer und was bin ich? Zur Phänomenologie des Selbst im Zen-Buddhismus von Shizuteru Ueda, nachlesen=Gibt es denn tatsächlich ein Unterscheidungskriterium für Erwacht sein?
AntwortenLöschenGenau so wird das Thema des Erkenntnis-Weges und dass daraus folgende adäquates Handeln im Alltag, anhand der 10 Ochsenbilder im Zen (Der Ochs und sein Hirte) erklärt.
Die kritische Nachfrage kommt von einem Menschen dessen ICH, noch nicht zum ich-losen selbst, (Nicht-Selbst) transzendiert wurde."
AntwortenLöschenBla bla bla.
Es ist eigentlich ganz einfach: Ich muss jetzt gar nicht verstehen, was dieses transzendente, ich-lose Ich sein soll, was du darunter verstehst. Oder willst du eine abstrakte Diskussion über ein philosophisches Konzept führen? Genau darum geht es mir nämlich nicht.
Sagen wir einfach, du kennst jemanden, dem du dies zusprechen würdest. Wenn ich nun diesen jemanden beobachten könnte und kennenlernen würde, was wäre das Einmalige, was ich sehen, was ich erleben würde? Verwandelt er Wasser in Wein oder Sand in Gold, geht er durch Wände? Ich glaube es nicht. Wird er nicht altern und sterben? Glaube ich auch nicht.
Könnte es sein, dass er in besonderem Maße ausgeglichen, emphatisch, charismatisch, motivierend, hilfsbereit etc. ist? Könnte sein, sind aber eben andere Menschen auch. Und zwar ohne dass sie dies in einen buddhistischen Kontext stellen würden, oder es auf buddhistische Praxis zurückführbar wäre. Dann ist dieses Resultat (wenn es überhaupt ein regelmäßiges Resultat ist) aber eben nicht spezifisch.
Noch einmal: was ist im realen Leben das Einmalige, Mitteilbare und Erkennbare eines „buddhistischen Erleuchteten“?
Du hast recht mit "Es ist eigentlich ganz einfach" Da Erleuchtung weder von Religion noch sonst was abhängig ist, kann diese überall und zu jeder Zeit ein treffen.
AntwortenLöschenWas du sehen, erleben wirst wenn du jemanden triffst der erleuchtet ist?!
Das kann ich dir (niemand?) beantworten.
Auf deine Frage "was ist im realen Leben das Einmalige, Mitteilbare und Erkennbare eines „buddhistischen Erleuchteten“?" findest Du vielleicht hier antworten?!
https://studybuddhism.com/de
An die Userin, die hier Buchtipps einstellen wollte: Ich halte nichts von diesem indischen Guru-Mist und will diese Empfehlung nicht unterstützen. Sie scheinen auch nicht verstanden zu haben, was ich sagte: Ich bin nicht der, der nach einer Erklärung mystischer Phänomene sucht, die mir widerfahren sind. Ich bin aber für wissenschaftliche - nicht pseudo-wissenschaftliche oder esoterische - Erkenntnisse offen.
AntwortenLöschenDagegen habe ich die obigen Tipps des anderen Users zu Ueda und den "Berzin Archives" dringelassen. Das sind "seriösere" Quellen. Ich war selbst mal an der Transkription einiger Vorträge von Berzin beteiligt und fand sie zu unverständlich. Darum möchte ich mich bei Gelegenheit gern nochmal mit der Seite im Detail auseinandersetzen. Ich glaube aber nicht, dass sie die Frage des anderen kritischen Users beantworten wird, da sie sich vor allem in der relativ geschlossenen und esoterischen Vorstellungswelt des tibetischen Buddhismus bewegt. Entsprechend finden sich dort auf den ersten Blick die üblichen Floskeln und eine bezeichnende Rhetorik mit dem entsprechenden Aberglauben.
AntwortenLöschenz.B. "Traumkörper": "wenn wir schlafen wird unsere Konzentration nicht vom Sinnesbewusstsein abgelenkt." Das Hirn aber ist im Buddhismus ein Sinnesorgan.
AntwortenLöschenehrlich gesagt, verstehe ich nicht, welche Antwort der Artikel auf welche Frage geben will. Es klingt für mich ein bisschen wie die Religionsvertreter in den Talkshows. Sie reden viel, sagen aber nicht viel. Unterscheidungsmerkmal, ob jemand erleuchtet ist oder nicht? Wer braucht so was? Klingt eher wie eine spielart des Christentums im 17. Jahrhundert in Deutschland. sowohl Protestanten als auch Katholiken behaupteten, sie hätten den wahren Glauben und versuchten das, mit weltlichen Mitteln zu beweisen (Katholiken glauben an Maria und Wunderheilungen und sind deshalb ungebildet und abergläubisch; Protestanten sind abgefallene Ketzer - beides lässt sich auf historische Fakten beziehen). Die Erzählungen über Ihre Geschehnisse im Leben sagen leider gar nichts. Wer wie wen irgenwo oft trifft, wer sich um wen wie kümmert ... ersteres ist jedem (auch mir) schon gefühlte 100mal passiert; letzteres ist eine Art, wie jemand Ethik lebt, und zu solchen Verhaltensweisen braucht man weder Buddhist noch Erleuchteter noch Zen-Mensch zu sein. Irgendwie klingt das alles sehr nach traditioneller Religion. Ich versuche Probleme zu klären, die man ohne dem Ganzen nie gehabt hätte. Oder wie es ein Kollege mal despektierlich ausdrückte: "Reine Hirnwichserei". Nichts für ungut!
AntwortenLöschenIch habe diese Frage nach den möglichen "Unterscheidungsmerkmalen" nicht nur auch privat per email zugestellt bekommen, sondern hin und wieder in Foren aufflammen sehen, und hielt es für angebracht, mir dazu mal Gedanken zu machen. Offensichtlich gibt es also ein Bedürfnis nach einer Antwort. Es gab auch Feedback vom Fragesteller, der meint, was ich da nannte, könne man doch aber wohl auch über andere Zugänge, Religionen etc. erleben. Ich habe dem nicht widersprochen, kann freilich nur aus meinem Leben und meiner Perspektive erzählen. Die Philosophien der Welt halten viele Erkenntnisse bereit, die sich mit denen des Zen decken, allerdings gibt es, wie wir wissen, auch Lebensgefühle, die insbesondere im japanischen Zen gepflegt werden, in diversen Künsten z.B. (etwa wabi-sabi).
AntwortenLöschenMeine Beispiele sind allerdings konkret. Eine Bemerkung wie "schon gefühlte 100mal passiert" ist dagegen nicht konkret. Hier ist ja Platz für Beispiele, also nur zu!
Wenn ich solche Themen mit Freunden anschneide, werden mir derartige Erfahrungen eher selten bestätigt. Entweder werden sie nicht gemacht - dazu fällt mir ein, wie ich einem agnostischen Freund mal sagte, dass mir in extremer Geldnot (ich stand zwei Mal kurz vorm Offenbarungseid) immer Geld zufloss und sich darauf ein Vertrauen gründet, dass ich inzwischen z.B. mit Deshimaru und anderen teile, die ähnliches berichteten. Oder die Erlebnisse werden nicht in diesen Rahmen, der bei mir vom Zen geprägt ist, eingeordnet (d.h. Einsicht in wechselseitige Bedingtheit und in die eigenen Eingriffsmöglichkeiten). In diesem Fall darf man natürlich annehmen, dass man (ich) auch gerne sieht, was man (ich) sehen will. Dennoch ist es angebracht, einen solchen Deutungsrahmen aufzuzeigen, möglicherweise macht er auch für andere Leser Sinn.
Warum das wichtig sein kann, wollte ich eher zwischen den Zeilen andeuten (das ist Ihnen vlt. entgangen, ist aber eben auch zen-typisch). Offensichtlich kann ein von irgendeiner Lebensphilosophie motiviertes Erklärungsmodell bestimmte Handlungsmuster hervorrufen, die einen Unterschied machen (es macht z.B. für arme Menschen einen Unterschied, ob man sich um sie kümmert und sie unterstützt, aber auch wie man es tut - nämlich ideologiefrei). Es können z.B. sich laut Umfragen nur knapp 5 % der Deutschen vorstellen, mit einem Pädophilen befreundet zu sein, ich habe aber Edathy (den ich nicht als solchen bezeichne, der aber nun so von der Öffentlichkeit gesehen werden dürfte) in mein hiesiges "Traum-Kabinett" aufgenommen. Man kann also leicht behaupten, da sei nichts Besonderes an der Zen-Erfahrung, wie ich sie beschreibe, das lässt sich aber oft an konkretem Handeln widerlegen. Offenbar reicht das ethische Volumen eines Herrn Gabriel oder Oppermann nicht aus, um so etwas zu vollbringen. Mich würde dann interessieren, wie diese 5 % der Deutschen dazu kommen, und ich vermute, dass relativ viele darunter sind, die ihre Ethik vertieft haben. Wozu man wiederum natürlich kein Zen braucht. Und vor allem keine Religion. Der Einfluss der Religion z.B. auf unser Strafrecht ist erschreckend.
AntwortenLöschenAus meiner Sicht ist es einfach so, dass ich nichts anderes brauche, um mich prinzipiell im Leben zurechtzufinden. Können das andere auch sagen? Ich weiß es nicht. Ich interessiere mich für Einzelerkenntnisse und Ideen aus verschiedenen Gebieten, aber die ändern nichts an der grundsätlichen Verwurzelung im Zen. Damit ist man resistent gegen puren Existentialismus, Nihilismus, Marxismus, Religionen, Ideologien, Parteidenken, Lamaismus, Mystizismus und so fort. Wobei die eine Hauptrichtung im Zen, das Soto, sich lieber zurückhält mit Erklärungen wie meinen, um das Dogma, dass die Realität GENAU SO ist, nicht anzukratzen. Mein Umgang mit bestimmten Erlebnissen soll eher zeigen, dass es jenseits davon eine spielerische Deutungsfreiheit gibt, die sich vom passiven Sitzen zu konkreten Alltagsreaktionen gewandelt hat. Und die diese Erlebnisse in ihrer koan-haften Rätselhaftigkeit belässt, ohne auszuschließen, dass es eine tatsächliche, ebenfalls konkrete Erfahrung von Erwachen gibt, über die man auch in der ein oder anderen Weise reden kann und darf. Das sind Beispiele, Analogien. Noch einmal: Wenn Sie meinen, dass daran nichts Besonderes ist, dann können Sie ja sicher ebensolche Beispiel bringen, dann kann ich mir das genauer ansehen.
Es geht nicht darum, ob Ihnen die Geschehnisse meines Lebens was sagen, sondern ob sie mir was sagen. Und dann geht es darum, ob die Geschehnisse Ihres Lebens Ihnen was sagen - oder nicht.
Ein anonymer Kommentar ging ein: "Buddhismus ist ein stufenweiser Weg zum Parinirvana, der im Laufe der Zeit völlig verdreht wurde. Das Erwachen ähnelt einem kurzzeitigen Samadhi." [Die Eigenwerbung habe ich gelöscht.]
AntwortenLöschenWenn der Weg stufenweise wäre, dann auch wirklich nichts Besonderes, denn stufenweise - also allmählich - werden wir alle normalerweise ein bisschen "weiser" im Laufe unseres Lebens. Das "kurzzeitige" samadhi ist im Idealfall - so sehe ich das - eben genau das, was die Vorstellungen von "Stufen" oder "kurzer Zeit" ad absurdum führt. Was dann "allmählich" geschieht, ist die Umstellung des eigenen Lebens aufgrund dieses Schlüsselerlebnisses hin. Dass es eines ist und welche Bedeutung es hat(te), merkt man auch nicht unbedingt gleich, sondern erst im Rückblick. Darum kritisiere ich auch die Zen-Rhetoriker, z.B. im Buddhaland, die meinen, das sei alles ohne die alten Meister oder gar die ordinierten Mönche und ihr Klosterleben nicht geschehen. Solche Vorstellungen sind religiös und irrelevant, das was "samadhi", Erwachen oder - wenn man das noch dagegen als höherwertig abgrenzen will - Erleuchtung heißt, ist in meinen Augen ein Wert an sich, den man auch anders einordnen mag als mit Zen-Vorstellungen. Bei mir war ein erster Auslöser die Weisheit eines Zen-Meisters, darum bin ich naheliegender Weise im Zen hängengeblieben. Dass, was du glaubst, ist lediglich religiöses Dogma, genau wie der Glaube mancher Zen-Anhänger, es gäbe Zen oder das Erwachen nicht, wenn es keinen Bodhidharma, Dogen, Linji, Huineng oder gar den Buddha gegeben hätte.
Im lesenswerten Buch von Hans Wolfgang Schuhmann "Der Historische Buddha", steht im Kapitel "Siddhatta, der Buddha" u.a.
AntwortenLöschenDie Meditation, die seinem Erkenntnisdurchbruch den Boden bereitete, ist die im buddhistischen Kanon oft genannte Vierstufige Versenkung (jhana). Sie hat die Erleuchtung keineswegs zwingend zur Folge, sondern wirkt wie alle Meditation lediglich präparativ. Sie macht den Geist zur Erleuchtung fähig, die Erleuchtung aber bleibt ein seltener Fall, der günstige kammische Destinierheit und ernste Bemühung um Weisheit voraussetzt.
Unter zen-buddhistischem Einfluss haben jüngere Autoren, die Erleuchtung als blitzartigen Vorgang dargestellt-zu unrecht. Aus Gotamas Erleuchtungsbericht (Majjhimanikaya 36) geht hervor, dass die Bodhi sich über drei Nachtwachen, also rund neun Stunden hinzog und somit ein allmählicher Prozess war. Dem entsprechend auch seine Äusserung, in seiner Lehre vollziehe sich der Fortschritt sanft und es gebe in ihr keine spontan-plötzliche Erkenntnis (anna)- wie ja auch das Meerufer nicht abrupt, sondern sacht in tiefes Wasser Hinführt. Überdies war der Erleuchtungsvorgang rational gelenkt, wie aus dem dreifach wiederholten Worten: "Ich richtete meinen Geist auf die Erkenntnis von......" deutlich wird. Er wusste sehr genau, auf welchen Gegenstand er seine Erkenntnisbemühungen zu richten hatte.
Für ihn als Person war die Erleuchtung das Ende der Heilssuche, für seine Lehre war sie der Anfang der Entfaltung.
Deshalb heißt es im Zen auch: "Wenn du den Buddha triffst, töte ihn!" Gemeint sind ebensolche fixen Vorstellungen von Buddha und seiner Lehre. Das oben Gesagte wurde also durch Zen-Meister widerlegt. Der Buddhismus wurde durch sie reformiert. Zen ist eine Revolution. Der oben beschreibene Buddha ist nicht erleuchtet.
AntwortenLöschenWarum soll deiner Meinung nach der Buddha nicht erleuchtet gewesen sein?
AntwortenLöschenWerden und vergehen ist ein Prinzip. Wie Menschen Buddhas Lehre in ihrer Zeit er-lebten, auslegten und weitergaben, liegt nicht in Buddhas Verantwortung. Die EIGENEN u.a fixen oder eben falschen Vorstellungen von.... zu durch-schauen=zu töten, davon sprach Buddha ja ständig zu seinen Anhänger.
Buddhas Weisheits-Lehre ist Zeitlos wahr, wird aber von Zeitbedingten Menschen gelehrt und eben auch von "weltlichen Schutt" von wachen Menschen wieder befreit.
Was willst du denn damit sagen? Dass der Palikanon, eine willkürliche Zusammenstellung aus vergangener Zeit, zeitlose Wahrheiten enthält? Dass aber jeder, der sie wiedergibt, unter dem Verdacht steht, sie zu verfälschen? Wo also ist dann deine zeitlose Wahrheit?
AntwortenLöschenEs ist mir zu mühsam, dir einzelne Sätze aus dem Palikanon oder dessen Weltbild und andere Einzelheiten aufzuzeigen, die wissenschaftlich widerlegt sind. Demnach enthält der Text mit Sicherheit auch Fehler, die dem Mangel an damaliger wissenschaftlicher Erkenntnis geschuldet sind und sich auch in anderen religiösen Texten finden, welcher Offenbarung sie auch immer geschuldet sein wollen. Da er von verschiendenen "Autoren" stammt, enhält er auch Widersprüche.
Ich sagte, dass der Buddha, von dem du sprichst, nicht erleuchtet ist. Denn dieser beruht ja, wie du sagst, auf einer rationalen Erkenntnis, und genau diese ist immer - auch unsere heute - von ihrer Zeit und Umgebung limitiert. Wir wissen heute z.B., dass die Menschen jeden Tag lügen, damals aber konnte man noch so tun, als sei es möglich, nie zu lügen (und das zum Teil eines Heilspfad machen). Wir wissen auch, dass ein sich in den Körper zurückziehender Penis etwas Ungesundes ist und kein Merkmal eines Erwachten, wie in der Überlieferung behauptet.
Das zeitlose Erwachen ist tatsächlich ein a-rationaler Akt. Diesen Erwachten (Buddha) gibt es, allerdings offenbar nicht im Verständnis des von dir zitierten Autors. Es ist der Buddha, den das Zen zwischen den Zeilen extrahierte, der Buddha, der gerade nicht in den Worten steckt. Wer sich auf den Palikanon als zeitlose Wahrheit stützt, wird sich in lächerliche Verwirrung stürzen oder in widerspruchsvolles Verhalten. Fast alle Theravada-Mönche benutzen heutzutage z.B. motorisierte Fahrzeuge, was sie nicht dürften, wäre der Palikanon eine zeitlose Wahrheit.
Der erwachte/erleuchtete Buddha ist NICHT der historische Buddha.
"Das zeitlose Erwachen ist tatsächlich ein a-rationaler Akt. Diesen Erwachten (Buddha) gibt es, allerdings offenbar nicht im Verständnis des von dir zitierten Autors"
AntwortenLöschenAls "Laie" hatte ich beim lesen dieser Textpassagen NICHT den Eindruck, dass der Autor dies so ausgelegt hat noch das er sich ausschliesslich auf den Palikanon bezieht.!
Er schreibt nur von "ErleuchtungsVORGANG rational gelenkt"
Später schreibt der Autor über Buddha " das Wissen ging mir auf: Vernichtet ist für michdie Wiedergeburt, verwirklichthabe ich das religiöse Leben, was zu tun war, ist getan, diese Art (von leidhaften) Leben gibt es nicht mehr für mich "....."Gesichert ist meine Erlösung, dies ist meine letzte Geburt, ein Wiederentstehen gibt es nicht mehr".
Solltest Du das Buch selber mal lesen wollen und Dir vom geschriebenen eine Meinung machen, wäre ich an dieser interessiert!
Auf was bezieht sich denn ein Autor, wenn er ein Buch "Der historische Buddha" nennt, wenn nicht auf den Palikanon? Auch das weitere Zitat belegt, dass er ein Buddha-Bild des Theravada zugrundelegt - "Wiederentstehen gibt es nicht mehr", als hätte es das je gegeben; "dies ist meine letzte Geburt", als ginge es nur um ihn.
AntwortenLöschenFür mich, und da bin ich nicht allein, ist der Palikanon keine historische Darstellung, sondern religiöse Fiktion. Ein historischer Buddha lässt sich also nicht erkennen, und im praktischen Leben ist seine Historizität unbedeutend. Er besteht als Metapher. Auf diese Weise sind auch andere religiöse Schriften zu lesen, z.B. die Bibel: nicht als Geschichtsdokumente, sondern als Geschichtensammlung.
Danke für die Information. Soweit habe ich es nun auch verstanden und bin dadurch ent-wirrter ;-)
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