Yoryu Dojin Matsumoto Yoshino: Kappo. Wie man Tote wiederbelebt (1892)
Wir behandeln kappo, die Wiederbelebung. Das Wort besteht aus zwei kanji, eines bedeutet Leben, das andere Methode. Zusammen bedeuten sie, die Vitalität des Körpers wiederherzustellen. Man verwendet solche Methoden, wenn jemand bewusstlos infolge von Ertrinken, Strangulation, Sturz, Kälte oder Ersticken ist. Sie wurden von Jujutsu-Praktizierenden entwickelt, und man fand sie nur in Japan, wo sie zunächst geheim gehalten wurden. (Einleitung nach Yoyanagi Yoshino)
Man muss verstehen, wo die Grenze liegt zwischen einem Patienten, der noch wiederbelebt werden kann, und einem, bei dem die Lage hoffnungslos ist. Diesen Unterschied zwischen Lebenden und Toten zu machen heißt kenshiho. Ist der Patient noch am Leben, können die folgenden kappo ihn wieder zu Bewusstsein bringen.
Zunächt prüfe man, wohin die Augäpfel sich orientieren. Blicken sie nach oben oder unten oder sind nach rechts oder links fixiert? Verändern sich die Pupillen, ist die Person noch am Leben. Man halte einen Spiegel vor Mund und Nase des Patienten. Wenn er anläuft, atmet die Person noch. Man lege einen Teller mit Wasser auf die Herzgegend, bei Männern ist sie etwas weiter links als bei Frauen. Wenn sich das Wasser bewegt, ist der Patient nur scheinbar tot.
Die Methoden sind in dieser Reihenfolge anzuwenden: sasoi kappo, eri kappo, so kappo. Wer die Methoden anwendet, wird shijutsusha genannt.
Sasoi kappo
Heranziehen I
Zunächst lege den Patienten auf den Rücken. Mit beiden Händen strecke seine Arme über seinen Kopf aus und richte die Beine gerade aus. Knie über den Patienten, das rechte Knie und den linken Fuß auf den Boden aufgesetzt. Lege deine Handflächen auf die Stelle, wo die Brust auf den Magen trifft. Reibe fünfzehn bis zwanzig Mal nach unten (makai). Damit soll der Herzschlag stabilisiert werden. Danach rolle den Patienten auf seine linke Seite. Stecke deine linke Hand unter dessen Kopf und ergreife seinen linken Jackenaufschlag. Stütze mit der rechten Hand seinen Kopf ab, während du ihn sitzend aufrichtest. Lege die Fingerspitzen der rechten Hand auf den ersten Rückenwirbel und verabreiche mit der Handfläche einen schnellen, festen Schlag auf den fünften Brustwirbel. So wird die Atmung des Patienten wieder einsetzen.
Eine Variante beginnt mit der makai-Massage, wie zuvor beschrieben. Dann sollte man sich hinter den Patienten begeben und ihn am Kragen aufrichten. Die rechte Kniescheibe wird an den fünften Brustwirbel gedrückt, der Hinterkopf des Patienten ruht an der eigenen Brust. Man drücke die eigenen Handflächen auf seine Brust und gleichzeitig mit dem Knie zu, indem man die Ferse des rechten Beines etwa sechs Zentimeter anhebt.
Heranziehen III
In der dritten Variante werden die Handflächen an die Seite des Bauches gelegt und gleichzeitig mit dem Druck der Kniescheibe auf den fünften Brustwirbel bis unter die Achselhöhlen des Patienten hochgezogen.
Eri kappo
Kragengriff I
Man beginnt wieder mit der makai-Masage. Dann begibt man sich zur Rechten des Patienten, kniet rechts, mit dem linken Bein aufrecht. Man ergreift mit der rechten Hand das rechte Handgelenk und legt die Linke hinter den Kopf des Patienten. So wird er sitzend aufgerichtet. Mit der rechten Hand formt man dann mittels Daumen, Zeige- und Mittelfinger einen Halbmond, wie in der Illustration ersichtlich. Damit drückt man 9 cm unterhalb des Nabels zu und danach ca. 3 cm nach oben, während gleichzeitig der Patient etwas nach vorn gepresst wird, um den Druck zu erhöhen.
Kragengriff II
Bei dieser Variante begibt man sich an die linke Seite des Patienten und kniet rechts nieder. Man richtet ihn sitzend auf und stabilisiert mit der linken Hand. Mit der Rechten macht man eine Faust und schlägt den Patienten auf den zweiten Lendenwirbel. Bei der oben zu sehenden Variante (katsu wo ireru) wird dem Patienten die linke Kniescheibe in den zweiten Lendenwirbel gedrückt, während man den linken Arm um seinen Hals geschlungen hat und ihn damit gleichzeitig etwas hochzieht.
Kragengriff III
Bei dieser Variante wird dem sitzend aufgerichteten Patienten mit den Fußzehen in den zweiten Lendenwirbel getreten.
So kappo
Nach der
makai-Massage kniet man über dem
Patienten wie in der Illustration und legt beide Handflächen unter dessen
Nabel. Mit einem Atemzug presst man sie stark nach innen und hoch in den
Bauchraum. Bei einer Variante davon liegt der Patient auf dem Bauch, man kniet
über ihm und legt die Handflächen auf seine Hüftknochen, von wo aus man ein- und
hochdrückt.
[Weitere Illustrationen und Originaltexte in Eric Shahan: A Collection of Curious Jujutsu Materials. 2018.]
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