Lieber Gui Do,
vor einiger Zeit hab ich Dir schon einmal ein Frage in der Richtung gestellt...sorry, aber das lässt mir einfach keine Ruhe: Kannst Du mit solchen Mind Maps [...] irgendetwas anfangen oder rein gar nichts ? (Er-)kennst Du gewisse Zustände davon? Was verpasst (oder gewinnt) man, wenn man dazu einfach keinen Zugang findet, aber trotzdem überzeugter (Zazen-)Meditierender ist ? Du hattest mir geschrieben : "Nein, nur (Zazen) sitzen reicht nicht !" Was meintest Du damit ?
Herzlichen Dank für jeden Hinweis !
vor einiger Zeit hab ich Dir schon einmal ein Frage in der Richtung gestellt...sorry, aber das lässt mir einfach keine Ruhe: Kannst Du mit solchen Mind Maps [...] irgendetwas anfangen oder rein gar nichts ? (Er-)kennst Du gewisse Zustände davon? Was verpasst (oder gewinnt) man, wenn man dazu einfach keinen Zugang findet, aber trotzdem überzeugter (Zazen-)Meditierender ist ? Du hattest mir geschrieben : "Nein, nur (Zazen) sitzen reicht nicht !" Was meintest Du damit ?
Herzlichen Dank für jeden Hinweis !
Liebe Grüsse
Pietro
+++
Lieber Pietro,
da ich nicht mehr weiß, wie auführlich meine letzte Antwort war, hole ich diesmal etwas weiter aus - und mache daraus später dann mal einen Blogbeitrag. Das Interesse an Daniel Ingram, das vor Jahren in Foren anklang, scheint mir heutzutage kaum noch vorhanden zu sein. Ich las kürzlich sogar, er habe sich nun verstärkt dem Zen zugewendet (?). Wie auch immer, auf mich wirkte er wie die Theravada-Version dessen, was im Zen Brad Warner darstellt, zumal beide in ihren Buchtiteln den Ausdruck "Hardcore" verwendeten.
Zu Deinen Fragen: Ja, ich erkenne Zustände der von Dir verlinkten Mind Map, kann auch verstehen, warum jemand übersichtlich versucht darzustellen, wie so ein Stufenweg im Buddhismus ausschauen könnte. Da ich nur meinen Weg gehe, kann ich jedoch nicht sagen, was man "verpasst", wenn man den von Ingram nicht beschreitet. Aber ich kann dazu einige Vermutungen anstellen aufgrund meiner eigenen Einsichten. Dazu gehört auch die, dass man ohne Zazen erwachen kann und Zazen also ein "geschicktes Mittel" ist. Insofern kann ich wohl auch nicht als "überzeugter (Zazen-)Meditierender" sprechen. Meine Überzeugung beschränkt sich darauf, dass bei Unkenntnis des Gegenübers Zazen das am wahrscheinlichsten funktionierendste Mittel ist, ihn oder sie dazu zu bringen, sich zunächst einmal seines Gedankenflusses in aller Stille bewusst zu werden und dergleichen. Und darum empfehlenswert. "Zazen reicht nicht" bedeutet, dass das, was im Zazen geschieht, auch im Nicht-Sitzen zu geschehen hat und sich dort erst wahre Praxis zeigt, wo man es im Nicht-Sitzen anwendet - weswegen man es auch gleich im Nicht-Sitzen üben kann (wozu aber nicht alle imstande sind). Ein gutes Beispiel sieht man in Folge 8 der 1. Staffel von "Love Bus" auf Netflix, wo ein japanischer Kinderarzt, der sich in der Chirurgie fortbildete, um Arme in Myanmar und anderswo operieren zu können, seine Lebensphilosophie erklärt.
Nun zu Ingram. Das Problem mit Leuten, die aufgrund des Palikanons eine sinnvolle Lehre zu entwickeln suchen, ist stets, dass sie sich in Widersprüche verwickeln oder solche nicht auflösen können. Bei Ingram ist es z.B. die Behauptung einer Arhatschaft bei gleichzeitigem Familienleben. Das ist in sich inkonsequent. Insofern dürfen wir davon ausgehen, dass er eben einen weiteren subjektiven Deutungsversuch des Dharma unternommen hat, wie er ihm in den Kram passt. Er sucht sich also die Textstellen zusammen, die ihm genehm sind. Soweit ist also alles noch normal. Wenn man jedoch ein Schriftgläubiger ist wie Ingram, stolpert man halt darüber.
Nicht mehr normal finde ich, dass er trotz Berufsangabe Notfallarzt Folgendes nicht weiß (oder nicht glaubt): Der Zustand nirodha samâpatti, also das Erlangen der Auslöschung (von Gefühl und Wahrnehmung) wird klassischerweise vom Zustand eines Toten so abgegrenzt, dass zwar sankhâra, mentale Funktionen und konzeptuelles Denken zum Erliegen kommen, jedoch ohne dass die Atmung oder die "Körperwärme" schwänden. Damit ist er mit dem Zustand identisch, den man heute z.B. bei einer Narkose unter Dormicum (etwa bei einer Magenspiegelung) erlebt, Mit anderen Worten, es ist bereits der Beweis erbracht, dass es keinerlei Stufen und damit keinerlei Mappings bedarf, um dorthin zu gelangen. Ich habe nun drei solcher Betäubungen hinter mir und möchte hiermit auch den Skeptikern zumindest mal die Darmspiegelung unter Narkose empfehlen, damit sie wenigstens ihre buddhistischen Vorurteile revidieren (schade, dass dies den Krankenkassen als Grund nicht ausreicht).
Nun ist es laut Visuddhimagga - so man dieses respektiert - nötig, dass man neben geistiger Ruhe (samatha) oder Konzentration auch Einsicht (vipassanâ) hat, damit die Früchte (phala) der Arhatschaft sich verwirklichen (übrigens beides unnötig, um das medizinisch herbeigeführte nirodha samâpatti zu erlangen - weder muss man ruhig noch einsichtig sein, ehe man narkotisiert wird). Man dürfte also erwarten, dass der Arhat nach seinem buddhistisch korrekten Erlangen der Auslöschung ein anderes Leben führt als ein bloß Magengespiegelter nach dem Aufwachen. Jedoch wäre damit gezeigt, dass es gar nicht wesentlich um diese Auslöschung gehen kann, will man die Früchte eines Weisen hervorbringen. Vielmehr dürfte es um verbesserte Fähigkeiten der Konzentration und Einsicht an sich gehen. Im Zen denken auch nicht wenige, dass dies in einem konkreten Schlüsselerlebnis - das man dann eben Erwachen oder dergleichen nennt - kulminiert, wobei die Beschreibungen einer solchen Erfahrung aber durchaus von dem abweichen können, was man unter bloßem "Auslöschen" erwarten würde (wenn da z.B. von universellem Einheitsgefühl die Rede ist, von Alleins-Sein usw.).
Die ganze Mühe, die sich Ingram da auf seinerm Erklärungs-Weg macht, ist also m.E. für die (oder das) Katz.
Für
die Beurteilung eines sinnvollen "Weges" oder Lebens (wie im obigen
Beispiel des Arztes) kommen wir wieder auf ein weiteres Problem des
klassischen Buddhismus zurück, in dem oft behauptet wird, erst ein
gewisser Weg würde zu einem vorbildlichen Leben führen usw.
Entscheidender ist für mich die Einsicht am Anfang, die dann diesen Weg
bestimmt, von dem aus wiederum sich Schlüsse über seine Sinnhaftigkeit
oder ethische Tiefe ableiten lassen. Umgekehrt wird also ein Schuh
draus. Eine Beurteilung von Arhatschaft nach Kriterien, wie sie Ingram
anwendet, ist zwecklos, Ingram selbst würde am Gleichmut scheitern, wenn
ihm eines seiner Kinder aus dem Leben gerissen würde. Dieser
Zirkelschluss findet sich oft bei Theravada-Anhängern, die z.B. auch
rückschließen, wer andere als erwacht oder unerwacht erkennt, müsse
selbst wiederum die Kriterien ähnlich jener Mind Maps erfüllt haben. Ich
erfülle sie nicht, könnte aber mit der gleichen Arroganz auf meine
Webseite schreiben, dass Ingram nicht erwacht sei. Und warum?
Ich
gebe mal einen Hinweis. Ingram definiert an einer Stelle ein
Kennzeichen des Fortgeschrittenen, nämlich das ständige Gewahrsein des
Vergänglichen (impermanent). Mit keinem Wort erwähnt er aber das
Gewahrsein des "Ewigen". An dieser Stelle zeigt sich mal wieder, dass es
sich beim Zen um eine andere Art Religion oder Lebensphilosophie
handelt, als sie der Theravada darstellt. Vielleicht ist Ingram aber
inzwischen klar geworden, was da fehlt(e).
Um nochmal auf die Serie "Love Bus" zurückzukommen - einmal machte sie auch Station in Myanmar und ließ mehrere Einheimische zu Wort kommen: Dort sei man auf niemanden wütend, nein, Ärger gäbe es dort nicht. Das wurde dann auf den Buddhismus zurückgeführt. Genausogut lässt sich sagen, dass die dort beliebte und von Ingram teils aufgegriffene Lehre von Mahasi Sayadaw ganz offensichtlich die Erleuchtung einer ganzen Nation verhindert hat. Denn man ärgert sich dort so wenig über andere, dass man sich lieber von einer Militärdiktatur unterdrücken lässt. In meinen Augen ein hervorragendes Beispiel, welche Art von Buddhismus sich nicht zur Weisheit entwickelt, nämlich die, die nicht zu jenem Handeln befähigt, von dem der oben erwähnte Arzt spricht. Jeder Buddhismus, der auf solchen Stufen oder Ebenen und in solchen Lehrgebäuden einfacher Ethik sich um sich selbst dreht, behauptet nur Einsicht, ohne sie durch weises Handeln zu belegen. Es ist lediglich die Einsicht in die eigenen Verstrickungen, nicht aber in das, was die meisten anderen als Leiden erfahren. Und es ist die Behauptung der Auslöschung von Kräften, die sich im Menschen zu einer Einheit fügen sollten, statt verleugnet zu werden.
Um nochmal auf die Serie "Love Bus" zurückzukommen - einmal machte sie auch Station in Myanmar und ließ mehrere Einheimische zu Wort kommen: Dort sei man auf niemanden wütend, nein, Ärger gäbe es dort nicht. Das wurde dann auf den Buddhismus zurückgeführt. Genausogut lässt sich sagen, dass die dort beliebte und von Ingram teils aufgegriffene Lehre von Mahasi Sayadaw ganz offensichtlich die Erleuchtung einer ganzen Nation verhindert hat. Denn man ärgert sich dort so wenig über andere, dass man sich lieber von einer Militärdiktatur unterdrücken lässt. In meinen Augen ein hervorragendes Beispiel, welche Art von Buddhismus sich nicht zur Weisheit entwickelt, nämlich die, die nicht zu jenem Handeln befähigt, von dem der oben erwähnte Arzt spricht. Jeder Buddhismus, der auf solchen Stufen oder Ebenen und in solchen Lehrgebäuden einfacher Ethik sich um sich selbst dreht, behauptet nur Einsicht, ohne sie durch weises Handeln zu belegen. Es ist lediglich die Einsicht in die eigenen Verstrickungen, nicht aber in das, was die meisten anderen als Leiden erfahren. Und es ist die Behauptung der Auslöschung von Kräften, die sich im Menschen zu einer Einheit fügen sollten, statt verleugnet zu werden.
Hallo an Alle,
AntwortenLöschenmeines Wissens existiert im Zen ebenfalls ein Stufenweg, nämlich in Form der Ochsenbilder. Dort ist die letzte Stufe - bevor sich der Praktizierende wieder zurück "auf den Marktplatz" begibt - "Die vollkommene Vergessenheit von Ochs und Hirte"...
Wichtig für mich zu erwähnen ist, dass es sich um einen WEG handelt, dementsprechend halte ich auch den Vergleich mit der Narkose als unzureichend, da bei einer Narkose die KRISE (die ich für sehr wichtig halte) fehlt.
Mit Krise meine ich entweder das langsame oder das abrupte Wegfallen von Identität, Überzeugungen über die Realität usw. was durchaus auch Todesangst oder Angst vor Wahnsinn auslösen kann.
Über diese Angst schreiben beispielsweise Muho, Warner, Ingram, Khema, Yasutani... im Palikanon wird von Dämonenhorden berichtet, die kurz vor Buddhas Erleuchtung über ihn kamen. Interessanterweise tauchen sie aber auf den Ochsenbildern nicht auf und auch in irgendwelchen alten Geschichten oder Texten von irgendwelchen toten Meistern kann ich mich daran nicht erinnern, was vielleicht mit gewissen Idealisierungen zusammenhängt. (Ich werde hier aber auch gerne eines besseren belehrt.)
Ich bin jedenfalls der Meinung:
Hat man auf seinem Weg, wie auch immer dieser geartet ist, keine Krisen, dann macht man irgendetwas falsch.
Mich würde auch nicht wundern, dass aufgrund der Dekonstruktion persönlichkeitsbildender Strukturen etwas passiert, was man vielleicht auch bei Brad Warner und Daniel Ingram sehen kann, nämlich ein extremes Beschäftigen mit Strukturen. Auch Dogen könnte da als Beispiel herhalten, als Neurotiker erster Klasse (?) - oder er hat erkannt, dass die Gefahr auf dem Einsichtsweg im Wahnsinn liegt (im Nicht-Integrieren-Können von Erfahrungen, die man so nicht wollte), und er deswegen so einen großen Wert auf die FORM legte.
Liebe Grüße,
Reiko
Ich wollte den Kommentar erst freischalten, wenn ich Zeit zu antworten habe.
LöschenMir geht es darum, dass es keiner derartigen Krise bedarf, um das im Buddhismus bzw. von Ingram Angekündigte zu erleben. Die Erfahrung einer traum- und erinnerungslosen Narkose an sich kann vom Verstand des Menschen so eingeordnet werden, dass sie dem Erlebnis des Meditierenden entspricht. Die Ochshirtbilder sind ja nur eine Metapher, und wenn man sie sich als Daumenkino vorstellen würde, als fortlaufenden Film, dann könnte man auch die Vorstellung von "Stufen" hinter sich lassen. Meines Erachtens spielen sich auch nach der Rückkehr auf den Marktplatz und entsprechender "Einsicht" immer mal wieder Vorgänge ab, wie sie in den vorangegangen Bildern gezeigt wurden. Scheitern, Nachdenklichkeit, Zweifel und Weisheit bestehen gleichzeitig nebeneinander.
Natürlich halte ich selbst Krisen oder Schlüsselerlebnisse für einschneidender und richtungsweisender als Magenspiegelungen. Allerdings glaube ich nicht, dass es darum geht, das zu erreichen, was Ingram für wichtig hält, oder es genau so zu erreichen. Darum mein Beispiel, um diese von vielen immer wieder ins Spiel gebrachten jhane zu relativieren.
Muho, Warner, Ingram, Khema in einem Atemzug zu nennen, würde mir nicht einfallen. Ich glaube selbt nicht, dass sie vergleichbare Erfahrungen machten. Die Dämonen sehen die meisten von uns doch gelegentlich zumindest in Träumen, die sind auch nicht Besonderes (und sie existieren nicht in der genannten Narkose, sie sind also vom Bewusstsein selbst erzeugt).
Die "Form" ist leider ein Teil (Ausdruck) des Wahnsinns.
Ich habe mal Zitate der vier von dir genannten zusammenkopiert, um zu veranschaulichen, wo ich da Gemeinsamkeiten sehe:
Löschen„Wenn es überhaupt einen Weg zu einem sinnerfüllten Leben gibt, dann muss er durch die Hölle führen.“
(Muho, https://www.yoga-aktuell.de/menschen-und-orte/interviews/sitzend-durch-die-holle-gehen/)
"Wer indessen nicht zuvor in die meditativen Vertiefungen gegangen ist, reagiert auf die Erfahrung des ständigen Auseinanderfallens mit Panik, Angst und Schrecken. Jeder, der bis zu diesem Punkt gekommen ist, muss durch das Stadium der Panik hindurch."
(Khema, Ayya. Meditation ohne Geheimnis)
"WENN DU ZAZEN AUFRICHTIG PRAKTIZIERST, wirst du schließlich Dämonen begegnen. Diese Dämonen sind psychologischer Natur, doch sie sind genauso furchteinflößend wie die feurigen Bewohner der Hölle."
(Warner, Brad. Hardcore Zen)
"Wir stehen einer wesentlichen Krise unserer Identität gegenüber, da unsere Einsicht in die Drei Daseinsmerkmale anfängt, Teile der grundlegende Illusion, ein separates oder permanentes Ich zu sein, zu zerstören. Dieses Leiden ist von einer Art, die nichts mit dem, was in unserem Leben geschieht, zu tun hat, sondern alles mit dem grundlegenden Missverständnis von Allem."
(Ingram, Daniel. Hardcore Buddhismus)
LG Reiko
Muho erwähnt ja selbst auffallend oft in den Medien seine eigene Geschichte und den frühen Verlust seiner Mutter. Könnte es nicht sein, dass wir diese so genannte "Hölle" bereits ins Zazen hineintragen und dass sie die Motivation für die Versenkung ist? Was die jeweilige Hölle für einen Menschen ist, wird wohl nur er/sie selbst sagen können. Ich denke, es ist in der Folge des spirituellen Weges vor allem das, was sich aus dem Unterbewusstsein Bahn bricht und einem deutlich und erschreckend vor Augen tritt - bis man sich damit versöhnt hat.
LöschenEs gehört dann zur buddhistischen oder Zen-Rhetorik, z.B. vom "Sterben auf den Kissen" zu sprechen. Für mich ist das dennoch etwas anderes, als etwa in einem Schützengraben zu liegen und beschossen zu werden oder tatsächlich körperlich dem Tod nahe zu kommen, etwa durch Unfall oder Erkrankung. Darum bin ich gegen eine solche Metapher. Es wird besser nur vom Tod des Ego gesprochen, und auch das ist nur bedingt richtig, denn der Praktizierende kommt mit seinen ursprünglichen Macken vom Zazen zurück und ist nach wie vor als das altbekannte Individuum identifizierbar.
Panik, Angst und Schrecken (wie bei Khema) - genau darum sage ich, diese Zustände können auch woanders eintreten, z.B. auf dem OP-Tisch. Die Frage ist jedoch, ob eine von der Meditation ausgelöste Todesangst tatsächlich anderen Ursachen gleichkommt. Ich sagte hier einmal, dass ich auffallend oft in der Literatur - aber auch unter Zen-Lehrern - die tieferen Einsichten bei denen zu entdecken meinte, die in wirklich bedrohlichen Szenarien (in der Regel im Krieg) waren. Von solchen Menschen hört man auch nicht selten, dass sie sich gänzlich von jeden religiösen Spekulationen abwandten. Andere wiederum taten womöglich genau das Gegenteil.
Wie geht es bei Brad Warner weiter? Sind die Dämonen als letztlich leer durchschaut und damit nicht-existent? Werden sie als solche gelehrt, dann ist ihre Erfahrung tatsächlich überflüssig. Es ist m.E. falsch, wenn man meint, nur diese eigenen Erfahrungen wären allgemeingültig. Sinnerfülltes Leben kann auch da stattfinden, wo keine Gegensätze gemacht werden (Himmel und Hölle) oder diese "gleichberechtigt" sind. Weder sind diese Dämonen zazenspezifisch noch sind sie unabdingbar. Ich denke hier an natürlich und moralisch edel wirkende Menschen, denen ich schon begegnet bin, in deren Biografie solche drastischen Erfahrungen fehlen. Das mag die Ausnahme sein, aber auch die Metapher Buddha steht dafür - ein verwöhnter Reicher, der lediglich durch den Anblick von Alternden, Hungernden, Sterbenden geschockt wurde, ohne tatsächlich selbst gefährdet zu sein, und dem noch nach der Askese ein ganzer Park hinterhergeschmissen wurde. Mit anderen Worten, dieser Shakyamuni musste sich zunächst das, was er sinnlich erfuhr, gedanklich zu einer Sinnkrise formen, ohne dass er z.B. selbst sterbenskrank oder unmittelbar vom Tod bedroht gewesen wäre. Er hat sich die Hölle also einbilden müssen, um sie zu "seiner" zu machen. Darin liegen dann auch einige Fehler seiner Lehre begründet.
Die Zitate 2-4 sind also einem religiösen Kontext und seinen Prämissen und Erklärungsmodellen geschuldet. Es sind Zirkelschlüsse.
Vielen Dank übrigens, dass Du Dir die Mühe machtest, all diese Zitate zusammenzutragen. Ich verstehe schon, dass sie in eine ähnliche Richtung gehen.
LöschenDanke für die Antworten Guido.
LöschenIch bin von mir selbst überrascht wie wenig kritisch ich teilweise die Zen-Rethorik angenommen habe, während Kritik am Christentum so ganz selbstverständlich für mich erscheint. Da ich nicht getauft bin und mich somit auch nie vorher kritisch mit Religion auseinandersetzen brauchte (zum Beispiel im Sinne einer Ablösung vom Christentum o.ä.), ist das jetzt auch ein interessanter Lernprozess für mich.
Gruß,
Reiko
Namaste!
AntwortenLöschenWenn ich mir das Schicksal der Rohinyas ansehe, dann wage ich mal anzuzweifeln, dass in Myanmar niemand wütend wird und aufgrund des dortigen Buddhismus kein Ärger herrscht.
Es ist halt nirgends alles Gold was glänzt!
Benkei