Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2019 angezeigt.

Joshu Sasaki: Das Archiv, seine Lehren, und Stuart Lachs' Fehldeutungen

"Die große Mehrheit spiritueller Lehren basiert auf der Idee, das Glück aus einem festgelegten Selbst heraus zu suchen. Zen behauptet, Glück entstehe durch das Auflösen und Nicht-Fixieren des Selbst. Mit diesem Auflösen meinen wir den Akt wahrer Liebe, der in der vollständigen Hingabe des eigenen Seins an den anderen besteht." (Joshu Sasaki) "Roshi bezeichnete sich selbst als liebeskranken, alten Mönch." (Leonard Cohen über Sasaki) "Diese Praxis bringt mir bei, ohne einen Zweck zu leben." (Sasakis Schüler Jiko) Vor einigen Monaten starb Kobutsu Malone , dem wir das Shimano- und Sasaki-Archiv zu verdanken haben. Auch aus persönlicher Betroffenheit hatte Kobutsu dort vor allem belastendes Material zu den beiden japanischen Zenlehrern gesammelt, die noch vor ihm verstarben und nicht zuletzt durch jahrzehntelanges sexuelles (offensichtliches) Fehlverhalten gegenüber ihren (erwachsenen) Schülerinnen von sich reden machten. Das Sasaki-Archiv ist o...

Das Shôbôgenzô, Zweitübersetzungen und die Fehldeutungen von Steineck

Nicht vergessen:  Nach Yoga und Meditation wird das Ego der Menschen   laut einer Studie   größer! Folgerichtig wird es nun mal wieder Zeit, hier Dampf abzulassen. Zu den größten Dummheiten im Vereinsmeierbuddhismus - und leider auch in Teilen der Akademie - gehört die reflexhafte Kritik an so genannten Zweitübersetzungen, also solchen, die nicht aus der Originalsprache eines Textes erfolgten, sondern über Umwege, meist aus dem Englischen. Im Laufe meiner Verlagstätigkeit kam es hierbei zu zwei sehr aufschlussreichen Entblödungen von Japanologen. Die erste betraf das "Bushidô", einen langen Essay von Inazô Nitobe über den Ehrenkodex der Samurai. Als ich ihn übersetzte und dank eines Filmes und Zitates von Tom Cruise auch gut verkaufte, wurde auf einer akademischen Mailingliste von mindestens einem Japanologie-Professor kritisiert, ich habe ja mangels Japanischkenntnissen nicht aus dem Original übersetzen können. Der Essay war jedoch von Nitobe auf Englisch verf...

Bodhidharmas zwei Eingänge und vier Übungen

Im frühen 20. Jh. wurden in Tun-huang (China) zahlreiche Schriften gefunden, die zwischen 750 und 780 entstanden sein sollen und uns einen klareren Blick auch auf das frühe Chan erlauben. Was Bodhidharma angeht, so soll auf ihn nach heutiger Erkenntnis nur die kurze Schrift Erh-ju ssu-hsing lun („Zwei Eingänge und vier Übungen“) zurückgehen, verfasst von T’an-lin, wohl ein Schüler Hui-k’os. Bodhidharmas Lehren drehen sich vor allem um die – nicht strikt definierte – Sitzmeditation [1] („Wandbetrachten“ [2] , chin. pi-kuan 壁觀 und „Geist stillen“, chin. an-hsin 安心 ) sowie um das Lankavatara-Sutra . Die Struktur des Textes erinnert jedoch an das Shrimala-Sutra. Der erste der beiden Eingänge durch Prinzip (li-ju) und Praxis (hsing-ju) verweist auf das Erwachen durch die Lehre, was einen tiefen Glauben beinhaltet, dass alle Wesen eine identische wahre Natur (chen-hsing) haben, die von Befleckungen bedeckt ist. Wenn man zur Wirklichkeit erwacht und konzentriert im „Wandb...

Der chinesische Meister Zibo Zhenke (1543-1604)

„ Wenn du den (Buddha-)Geist nicht entdecken kannst,   führt Zazen nur zu weiterem karmischen Leid. Hältst du jedoch Achtsamkeit aufrecht, ist selbst das Schmähen von Buddhas noch wahre Praxis.“   Zibo (Daguan) Zhenke (jap. Takkan Shinka, 1543-1604), der „alte Wasserbüffel, der die Leere abschneidet“ (Selbstbeschreibung), ist ein hierzulande kaum bekannter Chan-Meister aus der Ming-Dynastie [1] . Nach umfangreichen Lehrreisen quer durch China wurde er wegen seiner Kritik am korrupten Herrscherhaus hingerichtet. Biografische Angaben zu seinem Leben lieferten vor allem sein Freund Hanshan Deqing (1546-1623) [2] auf einer Stupa-Inschrift (1616) und Zibos Schüler Lu Fu und Yong Dong.     Hier sind Auszüge aus seiner Lehre. Der gesamte 20-seitige Text inklusive biografischer Anmerkungen steht kostenlos zum Download bereit und ist ein kleines Dankeschön an die Leser zum 20-jährigen Bestehen des Angkor Verlags. *** Wenn die Praxis der Konze...