Enni Ben’en (1202-1280) studierte zunächst den Tendai-Buddhismus, ging dann nach China, um Chan bei einem Lehrer in der Nachfolge Yüan-wus zu üben. Nach sieben Jahren wurde er zum Dharma-Erben von Wu-chun Shih-fan (1177-1249), zurück in Japan zum Abt des im chinesischen Stil erbauten Tofukuji, in dem zunächst auch Tendai und Shingon praktiziert wurde. Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Dogen war er mit einer Synthese aus Zen, Taoismus und Konfuzianismus einverstanden.
In den unmittelbaren Lehren unserer alten Meister gibt
es keine speziellen Techniken außer, einfach alle Verwicklungen abzulegen, alle
Bedenken ruhen zu lassen und die eigene Nasenspitze sechs Stunden am Tag und
sechs Stunden in der Nacht zu beobachten. Wann immer du zwischen den Dingen zu
unterscheiden beginnst, erinnere dich an einen Spruch, aber nicht im Sinn eines
Weges zur Erleuchtung oder der Reinigung. Suche weder voreiliges Verständnis
noch erzeuge Zweifel oder gar Verzweiflung, sondern gehe direkt hinein, als
würdest du mit einem einzigen Hieb einen Eisenknoten durchschlagen, dort, wo
kein Geschmack und kein Weg der Vernunft ist, und ohne dich in andere Gedanken
zu verstricken. Nach langer Zeit wirst du dich von selbst so fühlen, als wärest
du aus einem Traum erwacht, wie eine sich gerade öffnende Lotusblüte. In diesem
Moment ist der Spruch, den du ins Bewusstsein riefst, nur noch ein Ziegel, mit
dem man an die Tür klopft: Wirf ihn auf die andere Seite und betrachte
stattdessen die Sprüche unserer erleuchteten Vorfahren und Buddhas, die Aktivität
in der Welt der Unterscheidung zum Ausdruck bringen. Sie alle sollen freilich
nur schreiende Kinder beruhigen.
Der eine Weg, der über alles hinausgeht, lässt keinen
einzigen Faden durch, beendet aber das Kreuzen von Gewöhnlichem und Heiligem,
während Schüler sich mit äußeren Formen abmühen wie Affen, die nach dem Mond
greifen. Wenn du deinen eigenen Körper vergisst und im Außen nach ihm suchst,
wann könntest du ihn da jemals finden? Friedlich auf einem Kissen sitzen, Tag
und Nacht danach streben, Buddha zu werden, Leben und Tod abzulehnen in der Hoffnung,
Erleuchtung zu erlangen – all das ist wie die Affen, die nach dem Mond haschen.
Wenn du wirklich Hilfe brauchst: Sich keinen Kopf zu machen ist der Weg. Und
doch ist das nicht das Gleiche wie Holz oder Stein, denn du bist stets wachsam
und wissend, kannst klar unterscheiden, und deine Sinnesorgane funktionieren
normal.
Für den Zen-Menschen Chimoku
Seit den Buddhas kennen wir drei Arten, mit den
Menschen umzugehen. Auf der höchsten Ebene gibt es keine weiteren Techniken,
das Prinzip hat keine Bedeutung, wörtliches Verständnis ist unmöglich. Wenn du
es direkt von da erlangen kannst, gibt es keinen Unterschied zwischen der „Zypresse
im Garten“, „drei Pfund Flachs“ und „das Wasser des Westflusses in einem
Schluck wegtrinken“.
Auf der zweiten Stufe wird nur eine Frage
hervorgebracht, die dann zu durchbrechen ist, wie bei Lin-chi, als er Huang-po
befragte und sechzig Stockschläge erhielt.
Auf der dritten Ebene begeben wir uns in den Dreck, wir
notieren Fußnoten und blenden die Menschen, zerstören die Linie Buddhas.
Ein wahrer Mensch in Robe muss das lebendige Wort,
nicht das tote finden. Ehrwürdiger Chimoku, Ihr seid rein und wahrhaftig. Wenn
Ihr durch ein lebendiges Wort Verwirklichung erlangen könnt, werdet ihr zum
Lehrer von Buddhas und Patriarchen.
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