6. Rahula: Ein bescheidenes Mitglied des Ordens
Shakyamunis Sohn
Als Shakyamuni 29 Jahre alt war, wurde sein einziger Sohn Rahula, der später einer seiner zehn Hauptschüler wurde, geboren. Kurz darauf sagte Shakyamuni dem weltlichen Leben ab und begab sich auf die religiöse Suche. Obwohl er seinen Vater über Jahre nicht sah, hatte Rahula, umringt von liebevollen Menschen, eine glückliche Kindheit in Kapilavastu, der Hauptstadt der Shakya-Kaste.
Die beiden trafen sich erst sechs Jahre später, als Shakyamuni, nachdem er die Erleuchtung erfahren hatte, seine Heimatstadt besuchte. Rahula konnte seine Schüchternheit und Verwirrung nicht verbergen. Seine Mutter nahm vorsichtig seine Hand und sagte: „Schau, diese strahlende Person, die von vielen Schülern umringt ist, ist dein Vater.“ Mit gelassenem Gesichtsausdruck beobachtete Shakyamuni, wie sein Sohn sich ihm mit zitternder Brust näherte und sagte: „Du bist mein Vater? An deiner Seite zu stehen bringt Frieden in mein Herz.“ Dann, als ob sie nie getrennt gewesen wären, erzählte der Junge von vielen Dingen.
In Kapilavastu gab es einen großen Schatz, den seit Shakyamunis Fortgehen niemand angefasst hatte. Rahulas Mutter beauftragte ihn, Shakyamuni zu fragen, ob dieser ihm den Schatz nicht anvertrauen wolle. Doch Shakyamuni ging ohne eine Antwort zu geben fort.
In seinem Herzen wollte Shakyamuni seinem Sohn ein viel größeres Geschenk machen, nämlich die Lehre Buddhas. Er rief seinen Schüler Shariputra zu sich und beauftragte ihn, seinen Sohn dazu zu bewegen, das weltliche für das religiöse Leben aufzugeben. Shariputra, der auch für seine Weisheit bekannt war, erklärte die Lehren Buddhas auf eine für den Jungen zugängliche Art und Weise. Rahula war fest entschlossen, ein Novize zu werden und disziplinierte sich fortan selbst unter Shakyamunis Führung.
Der unschuldige Novize
Es schien, dass Rahula sein luxuriöses Leben ohne große Mühe gegen ein Leben klösterlicher Disziplin eingetauscht hatte, wahrscheinlich weil er so viel Freude empfand, an der Seite seines Vaters zu lernen. Wenn er morgens aufwachte, machte er es sich zur Angewohnheit, eine Handvoll Sand in die Luft zu werfen und zu beten, an jenem Tag so viele Lehren zu erlernen, wie Sandkörner auf seine Hand fielen. Das brachte viele ältere Mönche, die sich in der Ausbildung befanden, zum Lachen.
Auf der anderen Seite konnte er auch auf eine kindliche Art boshaft sein. Zum Beispiel erzählte er absichtlich einigen Besuchern, dass Shakyamuni nicht im Hause sei, wenn dieser tatsächlich da war. Rahula erfreute sich an dem verblüfften Ausdruck auf ihren Gesichtern, doch Shakyamuni ermahnte ihn jedesmal gelassen, nicht zu lügen.
Ernsthaft und gütig
Im Waschraum schlafen
Unter der direkten Führung von Shakyamuni entwickelte sich Rahula von Tag zu Tag zu einem ernsthaften und gütigen Menschen. Als Shakyamuni eines Tages in einem Dorf unterrichtete, kam das Thema auf Novizen, die in den Quartieren der übenden Mönche nach Beendigung des abendlichen Unterrichts schliefen. Da sie die 250 Mönchsregeln noch nicht empfangen hatten, schliefen viele Novizen in unziemlichen Positionen oder redeten sogar im Schlaf. Aus diesem Grund verkündete Shakyamuni die Regel, dass diejenigen, die noch nicht alle Ordensregeln empfangen hatten, noch nicht in den Quartieren der Mönche schlafen durften. Als Shakyamunis Sohn hätte Rahula schon im Novizenstand ein Zimmer allein für sich haben können. Aber der immer begierig an den Regeln festhaltende Rahula machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz und fand diesen in Shak-yamunis Waschraum. Tief beeindruckt verehrten die übenden Mönche Rahulas Ernsthaftigkeit.
Mangosaft als Kindespflicht
Rahula kümmerte sich sehr um seine Mutter, die ihrem Sohn gefolgt war und ebenfalls ihr weltliches Leben aufgegeben hatte. Einmal war er sehr beunruhigt, weil seine Mutter unter fürchterlichen Magenschmerzen litt. Sie glaubte, dass gezuckerter Mangosaft ihr Erleichterung verschaffen würde. Trotz seines Bestrebens, diesen aufzutreiben, besprach Rahula die Angelegenheit zunächst mit Shariputra.
Mango war ein Luxusgut, das den bettelnden Mönchen nicht zustand. Dennoch war Shariputra so sehr von Rahulas ernsthafter Sorge um seine Mutter berührt, dass er in die Stadt Savatthi reiste, um den König Pasenadi von Kosala um Hilfe zu bitten. Die beiden trafen zufällig auf einen Gefolgsmann, der im Obstgarten arbeitete und einen Korb Mangos auf dem Rücken trug. Von Shariputras Geschichte ebenfalls gerührt, nahm der König eine Mango aus dem Korb, schälte sie, streute Zucker darüber und reichte sie ihm. Liebevoll gab Rahula seiner Mutter die Frucht. Während sie sie aß, trat wieder Farbe in ihr Gesicht und sie fühlte sich besser.
Erleuchtung durch Shakyamunis Mitgefühl
Shakyamuni, der die Entwicklung seines Sohnes sehr aufmerksam beobachtet hatte, wusste instinktiv, wann Rahulas Zeit der Erleuchtung gekommen war. Mitfühlend sah er ihn nicht als Sohn, sondern als lerneifrigen Schüler und erklärte ihm, wie er sich von allen Täuschungen befreien könne. Er sagte ihm, er solle sich für den Weg zum Andhavana-Wald auf die Zazen-Meditation vorbereiten. Im Wald nahmen Shakyamuni und Rahula nebeneinander die Zazen-Position ein. Dann sagte Shakyamuni zu ihm, er solle einige Fragen beantworten. Die beiden waren noch im Gespräch, als sich plötzlich, nachdem Shakyamuni seine Lehren noch einmal zusammengefasst hatte, Rahulas Geist klar anfühlte und er die Erleuchtung erfuhr. Als die anderen Mönche davon hörten, nannten sie ihn Rahulabhadda – Rahula, den Glücklichen –, da er als Shakyamunis Sohn geboren worden war und die rechtmäßige Erleuchtung erfahren hatte.
Rahula, der noch vor Shakyamuni und Shariputra starb, wird zu den zehn Hauptschülern gezählt. Nicht nur, weil er der Sohn seines Vaters war, sondern weil er als bescheidenes Mitglied des Ordens und durch seinen Lerneifer das volle Vertrauen aller Ordensmitglieder gewann.
Hallo Guido,
AntwortenLöschenman lernt ja nie aus über den Pali-Kanon. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Text daraus ist (Quellenangabe fehlt...).
Als ich in Deinem Text das Wort "Erleuchtung" gelesen hatte, hat es schon in meinen Fingern gezuckt. Ich kenne Dich sonst als jemand der möglichst exakt schreibt und übersetzt, eigentlich hätte es ja "Erwachen" heissen müssen. Na, dann dachte ich, Du hast den Text einfach nur blind reinkopiert. Deswegen wollte ich Dich dann doch nicht anschreiben.
Als ich dann "Zazen-Meditation" habe ich den Lachanfall des Tages bekommen. So einen Unsinn könntest Du eigentlich nicht schreiben, aber schreibst Du hier doch.
Weder die Worte "Zen" noch "Zazen" gab es zu Buddhas Zeiten, noch wurden sie in Indien geprägt. Sie gab es erst über 1000 jahre später weiter östlich ohne, dass Buddha jemals davon Kenntnis erlangen konnte.
Dass dieses Wort im Pali-Kanon stehen sollte ist blanker Unsinn oder ein Wunschdenken von Zennis, die noch anhaften.
Dieser Text und sein Übersetzer sind eigentlich für den Müll!
Michael, Du hast schon recht, ich habe die Vorlage der Sotoshu von Ihrer alten Website 1:1 uebersetzen lassen. Deren Texte fuer die Allgemeinheit klingen manchmal etwas ... naiv.
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