Heute habe ich mir mal einige Beiträge auf Fora TV angeschaut. Sieh an, Stephen Batchelor kam ganz sympathisch rüber, der bügelte die Karma/Wiedergeburts-Theorien als untaugliches Konzept ab, das man mit beliebigen Erklärungen füllen könne, wohingegen der Buddha gelehrt habe, dass man sich ganz konkreter Realität und ganz konkret fassbarem Leiden stelle. Auch Peter Coyote findet sich, wenn man in der Suche "Zen" eingibt, und endlich habe ich mir mal ein Bild von Lama Surya Das machen können, der mir nichts gibt, wie so viele andere nicht. Dafür hat mich Matthieu Ricard überzeugt, dass er all seine messbaren Glückszustände in Taten umsetzt und besonders in Nepal offenbar an etlichen Hilfsprojekten mitwirkt. Und toll fotografieren kann er auch.
Aber was ist mit dem hochauflagigen Deepak Chopra? Für den Arzt sind 80 % aller Medikamente sinnlos, sie würden dem Patienten nicht mehr helfen, als wenn er sie gar nicht nähme. Er selbst bräuchte keine, er sei nie krank (haha, sieht man sich sein Bäuchlein an, kann man sich schon denken, wie er sich hin und wieder selbst im Schränkchen bedienen muss). Über Tranquilizer sagt er, sie würden wie Alkohol das Träumen abstellen - und dies sei schädlich! Nun, mit Alkohol hat's der Deepak also wirklich nicht, sonst wüsste er's besser, aber was haben sie ihm bloß auf der Hochschule beigebracht? Bestimmt nicht, dass das Bewusstsein, dass er als nicht-lokalisierte Seele ansieht, den Tod überdauere - ein klassisches Beispiel, wie man die atman-Lehre nicht verstehen sollte. Einige seiner Ratschläge, eingefahrene körperliche und seelische Zwänge zu überwinden, klingen knackig, aber ausführen muss er sie nicht, dazu soll man seine Bücher kaufen. Am besten ist, wie er sich auf die Frage nach seiner Einstellung zum Geschäftemachen an die Nase fasst (hehe, ertappt), nachdem er freilich behauptet hat, es sei ihm nie ums Geschäft gegangen. Kaum ist man auf seiner Website, schwabbelt einem aber schon der ganze Wellness-Kram entgegen. Da fehlt dann nur noch unser Thich Nhat Hanh. Der macht sich über Auslandskonten vietnamesicher Kommunisten lustig, wo er doch selbst gern GmbHs gründet und die Welt im Dunkeln über die Eigner seines Plum Village lassen will. Seine Rede ist, wie die des Deepak, natürlich gespickt mit Ausdrücken seiner eigenen Buddhismus-Wellness-Agentur ("deep listening"), und er greift als Rat für den Umgang mit Terroristen auf, was er in "Creating True Peace" schrieb: "“If we kill the terrorist father, the son may become a terrorist; the more we kill, the more terrorists we may create." Dieser Satz macht mir zweifach Kummer. Wie kann man den Vater eines Terroristen töten, wenn der Sohn erst durch den Mord am Vater zum Terroristen würde? Und was ist, wenn man den Terroristen nicht rechtzeitig ausschaltet und er seine Absicht verwirklicht und z.B. hundert Menschen in den Tod reißt? Ich will's mal auf Englisch sagen: "If we don't stop (kill) the terrorist in time, the sons of his victims may all become terrorists." Auf Deutsch: Lieber einen Terroristen-Sohn (des Täters) als hundert (der Opfer).
Wenn ich diese Geschäftsleute reden höre, mag ich gar nicht glauben, dass sie den Unsinn nicht bemerken, den sie verzapfen. Ich denke mir das so: Sie haben eine einzige Erkenntnis über die Religion gewonnen, nämlich wie sie damit reich werden können. An ihrem persönlichen Konzept gearbeitet und festgestellt, was die Menschen glauben WOLLEN. Deepak und der Thich sind weit von dem entfernt, was Samadhi heißt. Sie tummeln sich auf irgendwelchen Vorstufen, die wenigstens upaya, geschickte Mittel, sein könnten, wenn die zwei nur den Willen hätten, darüber hinaus zu gelangen. So aber wird ihre Art der Erkenntnis zu einer echten Geisteskrankheit.
[Copyright Foto: Mitchell Aidelbaum]
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