Ich bin mit dem Update nicht hinterher gekommen. Hinter mir liegt ein Monat körperlichen Unwohlseins, die schlimmsten vier Migränewochen meines Lebens, denen ich nun mit einer Kortisonspritze im Krankenhaus begegnete, um nicht dauernd Schmerzmittel einnehmen zu müssen. Dazu die Info meiner Zahnärztin, dass meine nach 10 Jahren herausgefallene Brücke nicht einfach wieder eingesetzt werden könne, sondern eine neue hermüsse, dazu noch 3-4 Kronen über die Nachbahrzähne, die ich mir wohl infolge einer Mischung aus Säureangriffen (Reflux) und nächtlichem Zähneknirschen (ich frage mich, woher der Stress kommen soll, auch wenn ich rege träume) und weil ich mich nicht mit einer Aufbiss-Schiene anfreunden konnte, verdient habe. Bakterien aus ein paar dreckigen geküssten Hurenmäulern und meine Putzfaulheit dürften ein Übriges dazu beigetragen haben. Wer übrigens glaubt, Zahnreparaturen wären deutlich billiger in Thailand, der irrt. Wenn ich mich so in Expat-Foren umschaue, scheint es sich nur noch um eine Ersparnis von 20-25 % zu handeln gegenüber den Preisen in Deutschland. Dazu kommt, dass Zusatversicherungen hier nicht greifen und die Auslands-KV nur bis zu bestimmten Beträgen dazuzahlt, in den ersten Versicherungsjahren recht wenig. Gestern hat mich dann noch der Verzehr dreier roter Drachenfrüchte lahmgelegt, die teils nach 2 Stunden schon wieder aus meinem Arsch gerauscht kamen und die Kloschüssel blutfarben versprenkelten. Ich fühlte mich wie mit einem Noravirus, aber heute früh war alles überstanden.
Aus diesem Grund erlaube ich mir - ehe ich auf akademische Arbeiten zurückkomme - zur Entspannung ein paar kritische Kommentare zu Dingen, die mir in meiner erzwungenen Häuslichkeit unter die Augen kamen. Ich will daran noch einmal deutlich machen, mit welcher Art von Buddhismus ich nichts anfangen kann, ja welche Art ich für schädlich halte. Da sind zum einen kostenlose Ebooks von Geshe Kelsang Gyatso. Der ist nicht irgendwer, sondern hat angeblich sogar schon über eine Million Bücher verkauft, mit seiner "New Kadampa Tradition" mehr als 1.110 Zentren und Gruppen begründet. Er beruft sich auf Trijang Lobsang als seinen Lehrer, der auch den 14. Dalai Lama unterrichtete, betrachtet jedoch offenbar im Gegensatz zu diesem Dorje Shugden als erleuchtet. In seinem Buch "Moderner Buddhismus" findet sich diese Stelle: "Töten wir zum Beispiel aus Wut eine Mücke, schaffen wir die Ursache, in der Hölle wiedergeboren zu werden ... Würde mich heute jemand eine dumme Kuh nennen, könnte ich das schwer ertragen, aber was werde ich tun, wenn ich tatsächlich eine Kuh, ein Schwein oder ein Fisch werde - die Nahrung von Menschen?"
Auf diese primitve Art - den Zuhörern und Lesern Angst vor etwas völlig Unbeweisbarem zu machen und dabei den gesunden Menschenverstand zu verspotten und dem Töten einer Mücke die drastischsten Konsequenzen beizuordnen - wird leider noch heute sehr häufig Buddhismus den Massen gelehrt. In Thailand hat das lange Zeit die hier schon erwähnte Sekte mit ihrem TV-Sender DMC übernommen. Nun gibt es eine neue Initiative, die auf den ersten Blick seriöser erscheinen mag, zumal sie namhafte Unterstützer wie Gillette, die Bangkok Bank und CP hat, Letzteres ein Konglomerat von Charoen Pokphand, das weltweit über 300.000 Menschen beschäftigt und dessen Produkte bei mir zuweilen etwa in der Tiefkühltruhe liegen. CP steckt auch hinter der Supermarkt-Kette 7 Eleven und den thailändischen KFC-Filialen sowie dem Telekommunikationsgiganten True Move.
Das von ihnen gesponserte Projekt heißt "True Little Monk", ein "Übungsprogramm in Weisheit für Novizen". Auf deren Website steht überraschenderweise ein ausländischer Mönch im Mittelpunkt, Ajahn Jayasaro, der 1958 als Shaun Michael Chiverton in England geboren wurde und 1980 bei Ajahn Chah ordinierte. Ich hörte mir mal einen Beitrag von ihm auf Youtube an, zum Thema "Vergangene Leben". Hier stellt er zwar zunächst fest, dass man daran nur "glauben" könne, doch dann folgen die seltsamsten Gründe, um diesen Glauben rational zu untermauern, da er sie für "gute Beweise" hält, wobei er diese Formulierung gleich ändert zu "Stützen des Glaubens", kurz danach wiederum als "gesunden Menschenverstand" bezeichnet: 1) Der Buddha, der davon berichtete; 2) Meditierende, die sich an solche Leben erinnerten; 3) 3- bis 5jährige Kinder, die unter wissenschaftlichen Bedingungen solches belegen konnten; 4) Menschen, die dies unter Hypnose berichteten.
Wenn es das ist, was nach angeblich jahrelangen Retreats, Lehrtätigkeit, dem Vorsitz eines Klosters als Abt und einem Ehrendoktor in Buddhologie herauskommt, dann ist es wirklich besser, ich empfehle meinen Lesern das heutige World Cup-Spiel von Kroatien oder die Matches von Manchester City in der nächsten Saison: Wer genau hinschaut, versteht danach womöglich mehr vom Leben, als wenn er solchen Buddhisten zuhört. Denn im Fußball steckt zuweilen mehr Wille zur Wahrheit und (Geistes-)Gegenwärtigkeit.
Was man aus dieser Geschichte lernt, ist, dass auch die reichsten Menschen spiritueller Dünnbrettbohrerei zugänglich sein können (oder meinen, sich damit schmücken zu müssen). Aus diesem Grund haben sich religiöse Schwafler auch immer wieder potente Unterstützer und Sponsoren geangelt. Für die Ärmeren unter uns kein schlechter Trost: Mit wenig auszukommen und dabei noch den besseren Durchblick haben zu können.
Wer es hingegen fiktiv mag, könnte gleich zur Literatur greifen, etwa zu Mariana Lekys neuem Roman "Was man von hier aus sehen kann", und darin einem Zen-Mönch begegnen. Oder er lässt sich ein paar Sätze aus László Krasznahorkais "Im Norden ein Berg ..." (Fischer 2007) durch den Kopf gehen, wo ein Enkel des Prinzen Genji über den Buddha sagt: "Wir wissen nicht mehr, was du von der Welt gedacht hast. Wir verstehen jedes deiner Worte falsch. Wir sind völlig verloren." Macht nix, möchte ich diesem Prinzen-Enkel zum Troste sagen, das erging dem Buddha nicht anders.
[Weltweit begleitet man im Moment die Rettungsaktion von 12 thailändischen Jungen und ihrem Trainer, die in einem überfluteten Höhlensystem in der Provinz Chiang Rai eingeschlossen sind. In diesem Zusammenhang bat der hiesige "höchste Patriarch" um die Rezitation des Metta-Suttas, und ich konnte einige m. E. verfrühte, wenn auch verständliche Freudensausbrüche im TV sehen. Hier zeigt sich wieder die tröstende und Hoffnung machende Funktion einer Volksreligion, auf die so viele Menschen nicht verzichten können. Die Frage, die sich in diesem Fall exemplarisch aufdrängt, ist, inwiefern dies zu unrealistischen Erwartungen führt. In Kürze werde ich darum explizit auf den thailändischen Buddhismus eingehen.]
Was man aus dieser Geschichte lernt, ist, dass auch die reichsten Menschen spiritueller Dünnbrettbohrerei zugänglich sein können (oder meinen, sich damit schmücken zu müssen). Aus diesem Grund haben sich religiöse Schwafler auch immer wieder potente Unterstützer und Sponsoren geangelt. Für die Ärmeren unter uns kein schlechter Trost: Mit wenig auszukommen und dabei noch den besseren Durchblick haben zu können.
Wer es hingegen fiktiv mag, könnte gleich zur Literatur greifen, etwa zu Mariana Lekys neuem Roman "Was man von hier aus sehen kann", und darin einem Zen-Mönch begegnen. Oder er lässt sich ein paar Sätze aus László Krasznahorkais "Im Norden ein Berg ..." (Fischer 2007) durch den Kopf gehen, wo ein Enkel des Prinzen Genji über den Buddha sagt: "Wir wissen nicht mehr, was du von der Welt gedacht hast. Wir verstehen jedes deiner Worte falsch. Wir sind völlig verloren." Macht nix, möchte ich diesem Prinzen-Enkel zum Troste sagen, das erging dem Buddha nicht anders.
[Weltweit begleitet man im Moment die Rettungsaktion von 12 thailändischen Jungen und ihrem Trainer, die in einem überfluteten Höhlensystem in der Provinz Chiang Rai eingeschlossen sind. In diesem Zusammenhang bat der hiesige "höchste Patriarch" um die Rezitation des Metta-Suttas, und ich konnte einige m. E. verfrühte, wenn auch verständliche Freudensausbrüche im TV sehen. Hier zeigt sich wieder die tröstende und Hoffnung machende Funktion einer Volksreligion, auf die so viele Menschen nicht verzichten können. Die Frage, die sich in diesem Fall exemplarisch aufdrängt, ist, inwiefern dies zu unrealistischen Erwartungen führt. In Kürze werde ich darum explizit auf den thailändischen Buddhismus eingehen.]
Das Video hat nur 146 Aufrufe-So nehme ich an, dass Du es noch nie verlinkt hast....Was Deine baktterielle "Gesundheit" angeht, viellicht wäre eine entlastende "Darmsanierung" angebracht?!
AntwortenLöschenIch halte es da mit Fachärzten, der Darm reinigt sich selbst. Allerdings achte ich darauf, ihm Ballaststoffe zuzuführen (etwa Flohsamen), wobei ich zu den Menschen gehöre, die diese nur in Maßen vertragen. Und beinahe täglich Laktobazillus in Joghurtform.
AntwortenLöschenNamaste!
AntwortenLöschenIch wünsche gute Genesung!
< gasshô >
Benkei
Passend zum Thema:
AntwortenLöschen(Was man aus dieser Geschichte lernt, ist, dass auch die reichsten Menschen spiritueller Dünnbrettbohrerei zugänglich sein können).
Hochstapler der Mystik (1927) / von Gustav Meyrink
http://www.payer.de/religionskritik/meyrink06.htm
Auch gut für den Darm und die Baktieren-Gesundheit: Kombucha und Kefir.
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