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Kleiner Exkurs:
Organspende in Zen und Buddhismus

Ich fasse hier kurz den Artikel "Organ transplantation as an act of almsgiving ..." (2006) von Tobias Bauer zusammen, der auch die Stellungnahme der Sôtô-Schule zur Organstransplantation übersetzt hat.
   Zunächst wird auf prominente Gegner der Organtransplantation wie eine dem Shintô nahe Beweung namens Ômoto sowie den Ôtani-Zweig der Reine-Land-Schule (Jôdo-shin-shû) hingewiesen.
   Argumente PRO Organspende führen sie als Akt des Almosengebens (fusegyô) durch das Opfern des eigenen Körpers (shashin) an (so z.B. Umehara Takeshi, der allerdings den Herzstillstand, nicht den Hirntod als Lebensende ansieht). Spendewillige könnten sich in einer "Gemeinschaft der Bodhisattvas" (bosatsu kyôkai) organisieren. Das Handeln des Bodhisattvas bestehe hier darin, sich und anderen von Nutzen zu sein (jiririta no gyô).
   Kajiyama Yûichi argumentiert von der Theorie des Bewusstseinsspeichers (arayashiki) aus, die den Hirntod als Tod des Individuums akzeptieren kann. Organspende sei eine pâramitâ-Tugend (haramitsu), würde den erwachten Zustand des Spenders bezeugen, sein Verständnis der Selbstlosigkeit (muga) und der Einheit von Leben und Tod (shôji ichinyo). 
   Auf der anderen Seite kritisiert Fujii Masao das Anhaften am Leben beim Empfänger eines Organes, der dadurch ja seine Lebenszeit zu verlängern trachtet. Gemäß des Konzeptes der "dreifachen Reinheit" (sanrin shôjô) sollten Spender wie Empfänger und das Almosen selbst rein sein, dürfe also der Empfänger nicht "anhaften". [Hier liegt m.E. eine unzulässige Perspektivverschiebung vor, da es beim Almosengeben dem Spender nicht obliegt, die wahre Absicht des Empfängers zu durchschauen, zumal bei der Organspende in der Regel der Empfänger dem Spender gar nicht bekannt ist.]
   Ogawa Ichijô sieht das Opfern des eigenen Körpers zwar als mögliches buddhistisches Handeln an, die Organspende jedoch eher als eine Art von Selbstmord, da sie nicht dem Buddhaweg selbst diene. 
   Dies wiederum kritisiert [m.E. zurecht] Okada Mamiko, der das Opfern des Körpers (der Organe) nicht nur durch buddhistische Lehren (guhô shashin) motiviert sieht, sondern auch durch den Wunsch, Buddha zu ehren (kuyô shashin) [der sich der Überlieferung nach in einer früheren Existenz ja Tigern zum Fraße opferte] und vor allem sein Leben anderen zu geben (kyûnan shashin). 

(Die einzelnen Meinungen konnten aufgrund des Artikels nicht konkret buddhistischen Schulen zugeordnet werden.)
   

Kommentare

  1. Da sind wir also wieder beim Menschenopfer angelangt! Mythen und Legenden über religiöse Leitfiguren sowie deren Vergöttlichung bzw.Verabsolutierung, waren immer schon Anlass zur Legitimation des Gottesgnadentums und den darausabgeleiteten Herrschaftsansprüchen Autokrantischer Führer.

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