Letzte Woche überraschte mich eine Pressemitteilung. Der US-Mönch Hyon Gak Sunim, Nachfolger von Seung Sahn und Yale-Absolvent, dem ich selbst mal begegnet bin, sprach an der Uni Regensburg vor angehenden Managern über "Zen und Leadership". Nun hat diese Modephrase also schon unsere Unis erreicht und wird sogar von Zen-Mönchen unterstützt, die sich nachsagen lassen, "drei intensive 100-Tage Solo-Meditations-Klausuren und circa 35 traditionelle 90-Tage Meditations-Klausuren zusammen mit anderen Mönchen" hinter sich zu haben. Wow, denkt sich da der Naive, dann muss da ja wohl was dahinterstecken. Ich hingegen weiß genau, was hundert Tage Einsamkeit so alles bedeuten können, deshalb kann mich das nicht blenden. Dass dann noch so etwas nachgeplappert wird, ist kaum verzeihlich: Der Hyun habe "als erster Westlicher seit der kommunistischen Revolution 1992 in China zum Mönch ordiniert." Und bereits ein Blick auf so etwas wie das folgende Video genügt, um gewarnt zu sein: Ein Mönch, der nicht kapiert, dass ein Stuhl zum Sitzen da ist und nicht der Tisch. Solche Showkünstler sind also dann auch fürs Leadership gefragt, obwohl jeder, der mal in einem Zenkloster war (insbesondere in der Rinzai-Koan-Hwadu-Schulung) bestätigen wird, dass man ein Unternehmen heutzutage nicht mit jahrhundertealten Vorstellungen von Hierarchie, Disziplin und Anpassung führen kann. Ganz abgesehen davon, dass man sich fragen muss, wie Produktwerbung für den überwiegenden Teil unserer Konsumgüter wohl aussehen (und funktionieren) würde, müssten Leader und Werber sich an die Regel des Nicht-Lügens halten.
Im zweiten Video [gelöscht, Januar 2019] beachte man die Körpersprache. Zum Beispiel nach Minute 8, wo der Hyun sich an die Nase fasst - ausgerechnet als er den Zen-Standardsatz erklären möchte, dass mit dem eigenen Erwachen alle als erwacht erfahren werden. Ja, so kommt's, wenn man sich in unreflektierter Zen-Terminologie verstrickt. Lasst euch also sagen, wie es ist. Wenn man erwacht, erkennt man, dass zwar der Hund bereits erwacht ist, der Hyun jedoch noch schläft.
Vielleicht hilft ein 1000-Tage-Retreat.
Vielleicht hilft ein 1000-Tage-Retreat.
Namaste!
AntwortenLöschen100 Tage-Einzelretreat klingt für mich nach tibetischer "Drei-Jahre - Drei Monate - Drei-Tage - Klausur". Die Leute die da "rauskommen" sollen dann auch teilweise etwas abgehoben sein, Nase hoch und ab die Post, so erzählt man sich; jedenfalls bei einigen dieser "Absolventen" - sicher nicht bei allen. Ob man danach noch weiterhin einer geregelten "normalen" Arbeit nachgehen kann, vermag ich nicht einzuschätzen.
Persönlich befasse ich mich diesbezüglich gerade mit dem Thema "Einsamkeit muss nicht heißen, allein zu sein; allein ist nicht gleich einsam".
Von dem ganzen "Zen-für-Manager"-Kehricht halte ich eben dieses - gehört weggefegt.
Zen gehört ins Leben integriert, ebenso wie die (teilweise sehr weltfremden) Manager. Man beachte diesbezüglich das "Snafu-Prinzip" (Situation normal, all fucked up). Wozu braucht ein abgehobener Manager, der überhaupt nichts mehr von "der Basis" versteht, Zen? Das wird ihn allenfalls nochmehr abheben, wenn er denn nicht zu den wenigen Managern (/Menschen?) gehört, die Zen dafür nutzen, ihr Leben positiv zu verändern.
So what.
< gasshô >
Benkei
were you there at the "zen and leadership" seminar, univ regensburg? otherwise, please stop "holding" onto your OWN opinions on hyon gak sunim and his message.
AntwortenLöschenhave you ever done a 3 months retreat? or even a week silent retreat? if not, don't assume anything. "WHAT (WHO) ARE YOU?????"
hapchang
Only don't know ... :-)
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