Allerdings nannte sich die Schule, die in ihm ihren Gründer verehrt, schon früh «Sôtô-Schule», genau gesagt, die «japanische Sôtô-Schule», die sich von der aus einem der «Fünf Häuser» entstandenen chinesischen Sôtô-Schule unterscheidet. Während das chinesische Haus Ts’ao-tung (jap. gelesen Sôtô) das erste Schriftzeichen dem Namen des Ts’ao-shan Pen-chi (jap. Sôzan Honjaku, 840-901) entnimmt, führt sich die Linie des Ju-ching, zu der Dôgen gehört, auf Ts’ao-shans Dharma-Bruder Yün-chü Tao-ying (jap. Ungo Dôyô, gest. 902) zurück und erklärt das Schriftzeichen so in ihrem Namen aus dem ersten Schriftzeichen des Namens des Sitzes des sechsten Patriarchen Ts’ao-hsi (jap. Sôkei) in Kantung (i). Das zweite Schriftzeichen tô ist der chinesischen und japanischen Benennung gemeinsam. Japanische Autoren vermeiden bei Dôgen die Bezeichnung Sôtô-Zen, sondern nennen die von ihm ins Leben gerufene Bewegung lieber Dôgen-Zen (ii).
[i] Siehe Takeuchi Michio, Nihon no Zen, S. 166f. Vgl. Band I, 2. Teil, Kap. VII.
[ii] Siehe Takeuchi, a.a.O., S. 167ff. Imaeda Aishin nennt den von Dôgen übermittelten Zen-Weg «Zen des echten Dharma» (Shôbô-Zen), siehe Nihon Bukkyôshi II, S. 200.
Hallo GuiDo, das wäre mal eine interessante Frage an Muho; ich bin mir da nicht so sicher, wieweit das für "Aussenstehene" wie Dumoulin das ganz zu durchschauen ist :-)
AntwortenLöschenEs wäre tatsächlich eine Ironie - hat Dôgen doch die Lehre des sechsten Patriarchen Hui-neng teils verworfen. Eine gewisse Abneigung ließ sich dann ja bis zu Deshimaru nachvollziehen.
AntwortenLöschenBeide Schriftzeichen sind der chinesischen und japanischen Benennung gemeinsam, Unklarheit herrscht nur, worauf sich das erste bezieht (So-kei oder So-zan, aber das So wird jeweils mit dem selben Zeichen geschrieben). Nicht nur Dogen und Nyojo, sondern der groesste Teil des Soto-Hauses in China stehen nicht in der direkten Linie von Sozan, sondern sind Nachkommen von seinem Dharma-Neffen. Andererseits wird gesagt, das Sozan mit Tozan gemeinsam die Schule gepraegt hat. Komisch nur, dass der Name des Schuelers (So) vor dem des Meisters (To) steht. Also doch Sokei?
AntwortenLöschenWas den sechsten Patriarchen betrifft, so wird er von Dogen nie persoenlich kritisert, sondern lediglich die Authentizitaet des Plattform-Sutras angezweifelt. Da stimmen uebrigens auch viele Historiker ueberein. Ich persoenlich habe uch meine Schwierigkeiten mit diesem Text, allerdings nicht wegen des Wortes "Kensho", sondern wegen der zweifelhaften Schilderung der Dharma-Uebertragung, wahrscheinlich eine historische Faelschung. Ironischerweise ist es gerade Deshimaru (und einige andere), der von dieser Faelschung am meisten gelernt hat und sich dann auf die "Geist-zu-Geist"-Uebertragung auf Sawakis Todesbett berufen hat...
Francis Cook hat in einer Fußnote seines Buches "Sounds of Valley Streams: Enlightenment in Dogen's Zen" geschrieben, Dôgen könne nicht glauben, dass ein Zen-Meister wie Hui-neng der Buddha-Natur eine objektive Realität zuschriebe, die man erkennen könne wie andere Dinge (S. 129). Darum glaube Dôgen auch nicht, dass Hui-neng das Plattform-Sutra verfasst hat. Die Frage ist also tatsächlich, womit wir Hui-neng identifizieren. Auch Dumoulin hält fest, dass Hui-neng VOR seinem Eintritt ins Mönchdasein erwacht sein soll - und erst danach ordinierte. Sein Vinaya-Lehrer Yizong wiederum galt als Anhänger des (Mahapari)Nirvana-Sutras. Im Allgemeinen werden Hui-neng auch Sätze zugeschrieben, die die Bedeutung des Zazen gegenüber der Meditation bei Alltagstätigkeiten in den Hintergrund treten lassen. Die Einstellung zu den Geboten/Regeln ist ebenfalls noch nicht so dogmatisch wie beim späten Dôgen.
AntwortenLöschenFasst man all dies als Charakteristika von Hui-neng auf, dann kann man natürlich einige signifikante Unterschiede zu Dôgens Lehre konstatieren. Der entscheidende, die Auffassung der Buddha-Natur, könnte darin begründet liegen, dass Dôgen dem Nirvana-Sutra nicht den gleichen Rang zumaß wie Hui-neng bzw. dessen Lehrer.
Dumoulin betreibt in der Regel keine kritische historische Wissenschaft, sondern schreibt (zum Teil auch aus Legenden-)Buechern ab. Ich empfehle zB McRaes Seeing Through Zen: Encounter, Transformation, and Genealogy in Chinese Chan Buddhism (http://www.amazon.de/Seeing-Through-Zen-Transformation-Lilienthal/dp/0520237986/ref=sr_1_12?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1271221662&sr=1-12) fuer hintergruedigere Informationen.
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