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Jakucho Setouichi: Autorin und buddhistische Nonne

Jakucho (Harumi) Setouchi (瀬戸内 寂聴, geb. 1922) ist eine in Japan mehrfach ausgezeichnete Autorin, die mit 51 Jahren - und nach einigen Affären - beschloss, zur Nonne im Tendai-Buddhismus zu ordinieren, und zwar im Wesentlichen, um ihr Schreiben zu vertiefen! Über ihre psychische Krise in den 60er-Jahren und ihre Begegnung mit dem renommierten Analytiker Heisaku Kosawa gibt der folgende Artikel (auf Englisch) Auskunft. Die Autorin beschreibt, wie kleine Komplimente des Analytikers zum Abschied ihrer Sitzungen - etwa über Details ihrer Kleidung - sie regelmäßig aufbauten. Mich erinnert diese Passage übrigens an das, was Pep Guardiola gerade bei Bayern München leistet, indem er - wenn auch weniger subtil - Spieler wie Götze und Dante (der vor zwei Jahren Messi im Duell gegen Barcelona völlig kaltstellte) zur Überraschung von deren Kritikern immer wieder stark redet.
   Setouichi kritisiert zwar den Shin-Buddhismus, legt aber in ihren Formulierungen Wert auf die "andere Kraft" (nanika), also darauf, dass wir nicht alles selbst erschaffen. Sie spricht davon, dass wir eher "gelebt werden" (ikasareru) als leben (ikiru).
   Nachdem Setouichis frühes Werk dem Pornographie-Verdacht ausgesetzt war, erzählte die über 90-Jährige kürzlich auf dem japanischen TV-Sender NHK, dass sie seit ihrer Ordination gar keinen Sex mehr gehabt hätte. Stattdessen wurde sie als Aktivistin gegen die Todesstrafe, die Atomenergie und den Irakkrieg bekannt, wofür so auch schon mal in Kriegsgebiete reiste oder in den Hungerstreik trat. In hohem Alter verfasste sie eine moderne Fassung der berühmten Erzählungen vom Prinzen Genji, wobei sie feststellte, dass 70 % seiner Geliebten später zu Nonnen wurden. Ihre Fassung verkaufte sich über zwei Millionen Mal. Ins Deutsche ist die Autorin dennoch meines Wissens bis heute nicht übersetzt. 
   Auf freier Bühne vor Fukushima-Opfern sagte sie einmal: "Das Wichtige ist das Unsichtbare."



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